Wien – Ein Sujet der grünen Wahlplakate, das Julian Schmid übersät mit Kussmündern zeigt, ist von der Werbewatchgroup als sexistisch eingestuft worden. Das hat das Gremium auf seiner Webseite bekannt gegeben. Die Neos haben gegen das Plakatmotiv vergangene Woche Beschwerde eingereicht. Für die Grünen kommt die Beurteilung "überraschend".
Auf dem Plakat der Grünen Wien, mit dem für die Landtags- und Gemeinderatswahl am 11. Oktober geworben wird, ist der Nationalratsabgeordnete Julian Schmid mit roten Kussmündern bedeckt zu sehen. Dazu ist der Slogan zu lesen: "Ich bin Öffi für alles." Schmid kandidiert in Wien nicht.
"Sexualisierung des Mannes"
Die Entscheidung der Werbewatchgroup wird auf der Webseite folgendermaßen begründet: "Die Inszenierung des lächelnden Mannes mit dem Slogan 'Ich bin Öffi für alles', suggeriert, dass er für sexuelle Abenteuer offen ist, dadurch findet eine Sexualisierung des Mannes statt. Diese Sexualisierung wird durch die verschiedenen Lippenstiftabdrücke noch verstärkt." Bei sexistischen Plakaten würden Männer und Frauen auf ihren Objektstatus reduziert, heißt es.
Der Befund wurde von der Werbewatchgroup Graz erstellt – mit der die Wiener Gruppe in jenen Fällen kooperiert, in denen eine Befangenheit vorliegen könnte. Die Werbewatchgroup Wien gibt es seit 2012, ihre Einrichtung war 2010 im rot-grünen Regierungsübereinkommen beschlossen worden.
Das Sujet soll dennoch bleiben
Überrascht zeigt sich Angela Stoytchev, Kampagnenleiterin und Geschäftsführerin der Grünen Wien. In einer Stellungnahme schreibt sie dem STANDARD: "Die Beurteilung kommt für uns überraschend. Wir schätzen und schützen die Unabhängigkeit, mit der diese Institution prüft. Die Beurteilung nehmen wir zur Kenntnis und werden sie bei künftigen Entscheidungen bezüglich Werbemittel als Grundlage verwenden."
Dennoch: Das Sujet werde nicht entfernt, heißt es. Anfang nächster Woche starten die Grünen die nächste Plakatwelle und dann sei das Plakat mit Julian Schmid ohnehin bereits Geschichte. (APA/red, 14.9.2015)