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Die Wanne ist voll: In seiner Berliner Großinstallation "Rebel Dabble Babble", die davor in Los Angeles und New York zu sehen war, beschäftigt sich US-Künstler Paul McCarthy an der Volksbühne mit den einstigen Probearbeiten zum Hollywood-Klassiker "Rebel without a Cause".

Copyright: Paul McCarthy & Damon McCarthy Foto: Thomas Aurin, Courtesy die Künstler und Hauser & Wirth

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Paul McCarthy zeigt in Berlin neben der Installation an der Volksbühne auch die Ausstellung "Horizontal".

Foto: EPA/MAURIZIO GAMBARINI

Berlin – Paul McCarthy, der vor wenigen Wochen 70 Jahre alt wurde, zählt zu den bedeutendsten US-amerikanischen Künstlern der Gegenwart. Seine Werke, die zwischen Performance, Installationen und Aktionismus vielfältige Formen annehmen, sind häufig sexuell anstößig und gehen immer wieder von weithin bekannten Symbolen und (auch politischen) Figuren aus, zuletzt von Schneewittchen und Walt Disney. Mit seinen provokanten Verfremdungen der populären Kultur steht er in einer großen Tradition, so hat er mehrfach mit Mike Kelley oder Jason Rhoades kooperiert, zwei bereits verstorbenen Stars der US-Kunstszene.

STANDARD: Sie kommen mit der Großinstallation "Rebel Dabble Babble", die Sie gemeinsam mit Ihrem Sohn Damon erarbeitet haben, nach Berlin an die Volksbühne. Die Arbeit war davor in Los Angeles und New York zu sehen. Wird es eine Berliner Version geben?

McCarthy: Im Wesentlichen handelt es sich um dasselbe Werk, es war ja schon davor eine Art Bühnenbild oder ein Filmset. Im Zentrum stehen ein Bungalow und ein Haus, der Bungalow des Hotels Chateau Marmont ist berühmt, weil darin der Regisseur Nicholas Ray mit den Schauspielern Natalie Wood, James Dean und Sal Mineo den Film Rebel without a Cause vorbereitet hat. Darum ranken sich zahlreiche Gerüchte, und von denen sind wir für unsere Filmarbeit ausgegangen. Das zweite Bild ist das Haus, in dem James Dean oder Jimmy, wie er genannt wurde, aufwuchs. Diese beiden Gebäude werden wir auf der Bühne haben, und drum herum die Videoprojektionen; das werden wir alles entsprechend der Architektur der Volksbühne konfigurieren.

STANDARD: Wird das Publikum die Installation live begehen können?

McCarthy: Wir werden auf jeden Fall die ganze Bühne verwenden und zugänglich machen, wie das im Detail aussieht, wird sich in den nächsten Tagen klären, da gibt es ja auch alle möglichen Sicherheitsbestimmungen zu berücksichtigen. Und wir möchten auch noch ein Live-Element hinzufügen, manche Szenen aus dem Filmmaterial vielleicht mit Schauspielern noch einmal neu auf die Bühne bringen.

STANDARD: "Rebel Dabble Babble" existiert auch als Film, der immer noch weiter gedreht wird?

McCarthy: Wir haben Teile auch einmal in einem Kino gezeigt, und es existiert eine Filmversion. Werke dieser Art entwickeln sich beständig weiter, wir schaffen ein neues Element, eine neue Verzweigung, wir schneiden daran. Werke dieser Art dauern Jahre.

STANDARD: Sie spielen auch selbst verschiedene Rollen in der Arbeit. Könnte es sein, dass Sie auch in Berlin auf der Bühne zu sehen sein werden?

McCarthy: Das weiß ich noch nicht.

STANDARD: Hollywoodstar James Franco hat Sie zu diesem Projekt inspiriert. Wie lief das genau?

STANDARD: James kam zu uns und fragte, ob es uns interessieren würde, etwas zu machen rund um die Gerüchte darüber, was in diesem Bungalow geschah. Ich sollte Nicholas Ray spielen, er wollte James Dean sein, für Natalie Wood mussten wir noch jemanden suchen. Auch die Mütter von James Dean und Natalie Wood sollten eine Rolle spielen. Ich habe dann mit Damon an Drehbuchszenen und Ideen gearbeitet, wir haben gecastet, ein paar Tage mit James Franco gedreht, dann ist fast ein halbes Jahr nichts geschehen. Ich hatte das Gefühl, dass noch viel fehlte, und so begannen wir noch einmal zu drehen. Dieses Mal zogen wir James Deen hinzu, einen Star aus der Pornobranche. James Franco war dann nicht mehr dabei.

STANDARD: Sie machen eine Art "Making of" eines Hollywood-Klassikers. Ist das ein Projekt der Entmythologisierung?

McCarthy: Ich würde sagen, dass Hollywood abstrahiert wird. Es gibt, wenn man genau hinsieht, oder wenn man die Kunstgeschichte sehr gut kennt, Referenzen auf Arbeiten von Künstlern wie Vito Acconci, Bruce Nauman oder Chris Burden. Zugleich spielen wir mit den verwendeten Materialien. Wasser wird zu Champagner wird zu Bratensauce wird zu Scheiße. Und die Rollen gehen ineinander über, es gibt sogar Szenen, in denen ich Natalie Wood spiele. Wir beschäftigen uns mit dieser väterlichen Autorität, aber auch mit Formen therapeutischer Macht.

STANDARD: Es gibt auch eine Ausstellung im Schinkel-Pavillon. Was werden Sie dort zeigen?

McCarthy: Während dieser ganzen Periode arbeiteten wir auch an einem weiteren Projekt, das sich mit Ganzkörperabdrucken (Live Cast) beschäftigt. Ich zeige eine Skulptur, die einen sehr genauen Abdruck von mir darstellt, und weitere Arbeiten, in denen es um das Scannen von Körpern oder Gesichtern geht. Da gibt es viele untergründige Verbindungen zu den anderen Arbeiten von mir, manche reichen bis in die Sechzigerjahre zurück.

STANDARD: Wir finden das raus.

McCarthy: Vielleicht (lacht). Für mich macht das alles Sinn, aber ob sich das auch erschließt? (Bert Rebhandl, 14.9.2015)