Bogota/Caracas – Nach dem Eindringen von zwei venezolanischen Kampfjets in den kolumbianischen Luftraum droht eine weitere Verschärfung des Grenzstreits zwischen den beiden südamerikanischen Staaten. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos kündigte eine offizielle Protestnote "für die Verletzung unseres Luftraums" an.

Die Maschinen drangen am Wochenende über der Halbinsel Guajira drei Kilometer nach Kolumbien ein, überflogen eine Einheit der Streitkräfte und drehten dann ab, wie das kolumbianische Verteidigungsministerium mitteilte. Venezuelas Außenministerin Delcy Rodriguez wies im Nachrichtendienst Twitter eine gezielte Verletzung des Luftraums zurück: "Wir sehen mit Sorge eine systematische Tendenz der kolumbianischen Regierung, Zwischenfälle zu erfinden, die nicht existieren."

Zwischenfall

Im August hatte Venezuela mehrere Grenzübergänge nach Kolumbien geschlossen und über eintausend Kolumbianer ausgewiesen. Damit reagierte die Regierung in Caracas auf einen Zwischenfall, bei dem drei venezolanische Soldaten verletzt worden waren. In Kürze soll es ein Treffen der Präsidenten Santos und Nicolás Maduro, geben, um die Lage zu entschärfen.

Kritiker werfen Maduro vor, mit den Streitigkeiten von der schweren innenpolitischen Krise in Venezuela ablenken zu wollen. Das Land mit den weltweit größten Ölreserven leidet unter Hyperinflation und enormer Gewalt. Am 6. Dezember finden Parlamentswahlen statt, bei denen die regierenden Sozialisten eine Niederlage befürchten müssen. Der Oppositionsführer Leopoldo Lopez wurde am Donnerstag zu fast 14 Jahren Haft verurteilt. Er hatte 2014 zu Demonstrationen gegen Maduro aufgerufen. Bei Straßenschlachten kamen über 40 Menschen ums Leben. (APA, 14.9.2015)