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Beppe Grillo droht Haft.

Foto: EPA/ANGELO CARCONI

Mailand – Der Anführer der populistischen italienischen Fünf-Sterne-Bewegung, Beppe Grillo, ist wegen Diffamierung eines Universitätsprofessors zu einem Jahr Haft verurteilt worden. Wie die Zeitung "Corriere della Sera" am Montag berichtete, verglich sich Grillo nach dem Urteilsspruch des Gerichts in Ascoli Piceno mit dem südafrikanischen Freiheitshelden und Ex-Präsidenten Nelson Mandela.

Der für seine derben Sprüche bekannte Polit-Komiker hatte bei einer Anti-Atom-Kundgebung im Mai 2011 Franco Battaglia attackiert. Er warf ihm vor, im Fernsehen erklärt zu haben, beim Super-Gau in Tschernobyl sei niemand gestorben. "Ich gebe dir einen Tritt in den Hintern, und ich werfe dich aus dem Fernsehen, ich zeige dich an und bringe dich in den Knast", hatte Grillo gepoltert.

Auch Geldstrafe

In seiner Aussage vor Gericht beklagte Battaglia, dass infolge der verbalen Attacke sein Auto beschädigt wurde, nachdem er einen Drohanruf erhalten hatte. Grillo wurde deshalb zu einer Geldstrafe von 1250 Euro verurteilt, wegen der Diffamierung des Professors muss er laut Gerichtsurteil sogar 50.000 Euro zahlen. Grillos Anwalt kündigte an, gegen das Urteil zu berufen.

Der Anführer der Fünf-Sterne-Bewegung sieht sich im Recht und meinte in seinem Blog: "Wenn (Italiens Ex-Präsident Sandro) Pertini und Mandela ins Gefängnis gesperrt wurden, dann werde ich auch dorthin gehen für eine Sache, die ich für gerecht halte und die von einer überwältigenden Mehrheit der Italiener beim Referendum unterstützt wurde."

Nach der Katastrophe von Tschernobyl hatten sich die Italiener 1987 in einem Referendum gegen Atomkraft ausgesprochen. Der frühere Regierungschef Silvio Berlusconi kündigte 2009 an, wieder in die Kernkraft investieren zu wollen, legte sein Vorhaben aber nach der Katastrophe von Fukushima auf Eis. 2011 sprachen sich rund 94,5 Prozent der Italiener in einem weiteren Referendum gegen den Bau von Atomkraftwerken aus. (APA, 15.9.2015)