Die Integration von Flüchtlingen sei nicht nur eine humanitäre Verpflichtung, sondern "angesichts des Facharbeitermangels vor allem eine Chance für den Wirtschaftsstandort", wird der Unternehmer Herbert Empl in einer Aussendung zitiert. Er ist Präsident der sogenannten "Tiroler Adlerrunde", eines Zusammenschlusses mehrerer Unternehmer, dem unter anderem der Speckhersteller Karl Handl, M-Preis-Supermarktkettenchef Hansjörg Mölk und der Gastwirt und Nationalratsabgeordnete Franz Hörl (ÖVP) angehören. Gemeinsam fordern sie: Flüchtlinge gehören rasch in den Arbeitsmarkt eingebunden.
"Es wäre sinnvoll, bereits in Flüchtlingsquartieren über Berufsmöglichkeiten zu informieren und interessierte Arbeitskräfte anzusprechen. Die Tiroler Wirtschaft steht bereit, davor müssen aber die entsprechenden politischen Entscheidungen getroffen werden", erläutert Empl in dem Schreiben. Die Tiroler Unternehmer würden Asylwerber gerne bereits während der laufenden Verfahren ausbilden, um nach einem positiven Bescheid sofort einsatzfähige Mitarbeiter zu haben.
Kosten für öffentliche Hand senken
"Die meisten Flüchtlinge wollen möglichst schnell Arbeit finden. Gerade wenn man auf Industrie und Tourismus schaut, sehe ich genügend offene Arbeitsstellen für Asylsuchende mit guter Ausbildung", sagt Ingeborg Freudenthaler, Sprecherin der Adlerrunde. Sie warnt vor den "Folgen der Frustration", die der erschwerte Zugang zum Arbeitsmarkt auslöse. Mit einer Öffnung des Jobmarktes könnten darüber hinaus die Kosten der öffentlichen Hand für die Betreuung von Flüchtlingen "deutlich gesenkt" werden.
Auf Nachfrage im Büro von Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) wird auf die Grundsatzerklärung der Landesregierung zur Flüchtlingspolitik verwiesen, die zumindest einen Ausbau der Angebote von gemeinnütziger Arbeit für Asylwerber vorsieht. Derzeit würden dafür die Qualifikationen der Asylsuchenden erhoben. Platter wolle darüber hinaus, dass "Menschen mit positivem Asylbescheid rasch in den Arbeitsmarkt integriert werden, um ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können", lässt sein Sprecher ausrichten. (Katharina Mittelstaedt, 15.9.2015)