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Das HTC One M9 war das erste Flaggschiff mit dem aktuellen Snapdragon 810. Mit dem Modell 820 kehrt Qualcomm zurück zu einem eigenen Design.

Foto: AP

US-Elektronikhersteller Qualcomm rührt kräftig an der Werbetrommel für seinen neuen Highend-Chip. Der Snapdragon 820 wird im kommenden Jahr kommerziell verfügbar und soll dabei nicht nur neue Performance-Rekorde aufstellen. Auch bei anderen Features soll die Latte höher gelegt werden, schreibt Engadget.

Rückkehr zu eigenem Prozessordesign

Zuerst zum grundsätzlichen Baustein: Dem Prozessor. Dort setzt das Unternehmen auf eine im 14-Nanometer FinFET-Verfahren produzierte, selsbt designte Kernarchitektur namens "Kryo". Dieser Rechenkerne gibt es vier, die mit maximal 2,2 GHz takten können. Beim Snapdragon 810 hatte man noch ein vorgefertigtes Design mit acht Kernen in "big.LITTLE"-Aufstellung genutzt, bei der vier Cortex-A57-Kerne große Lasten und vier Cortex-A53-Kerne kleine Lasten stemmen durften.

Die Rückkehr zu einer Eigenbau-Lösung soll die Leistungsaufnahme am Niveau des Vorgängers halten, während sich die Performance verdoppeln soll. Wenngleich mit HTC, Sony und ZTE einige wichtigere Hersteller auf den Snapdragon 810 gesetzt hatten, machte Qualcomm mit der letzten Generation gemischte Erfahrungen. Denn der Chip fiel mit hoher Wärmeentwicklung auf, was letztlich dazu führte, dass die damit versehenen Smartphones entweder per Update gedrosselt oder gleich mit niedrigeren Taktraten ausgeliefert wurden.

LTE mit 600 Mbit/s

Neben einer Lösung für dieses Problem ist der Snapdragon-820 offenbar auf langfristige Zukunftstauglichkeit ausgelegt. So unterstützt er etwa X20-LTE, kann mit einem entsprechenden Antennensatz LTE der Kategorie 12 mit bis zu 600 Megabit pro Sekunde im Downstream sowie 150 Megabit im Upstream (Cat 13) nutzen.

Dafür ist allerdings ein entsprechend ausgerüstetes LTE-Advanced-Netz (LTE-A)-Voraussetzung. Derzeit laufen diesbezüglich in verschiedenen Ländern Tests, Echtbetrieb gibt es noch keinen. Ebenfalls unterstützt wird LTE über unlizensierte Frequenzen (LTE-U). Hier wird etwa über das meist im WLAN-Bereich verwendete 5,8-GHz-Band gefunkt, derzeit ebenfalls mit bis zu 600 Mbit/s, derzeit ebenfalls nur experimentell.

802.11ad

Ähnliches gilt für den WLAN-Standard 802.11ad. Mit diesem hält neben dem 2,4 GHz und dem 5-GHz-Band auch das 60-GHz-Band Einzug und soll Übertragungsraten von mehreren Gigabit pro Sekunde erlauben. Im Consumer-Bereich, wo gerade Router und Karten nach 802.11ac dabei sind, sich zu etablieren, spielt diese Technologie aber noch keine Rolle. Die Konfiguration könnte darauf hindeuten, dass Qualcomm den Chip auch an Unternehmen für den Einsatz in Infrastruktur und anderen Bereichen anbieten will.

Schnelleres Aufladen

Interessanter wird es hingegen mit QuickCharge 3.0. Der Standard soll offiziell im Dezember finalisiert und vom Snapdragon 820 ebenfalls schon unterstützt werden. Bis zu 27 Prozent schneller soll die Aufladung von Akkus in Smartphones, Tablets und anderen Mobilgeräten dann verlaufen.

Bewerkstelligt werden soll dies auch durch einen neuen Algorithmus, der den Energieverbrauch des Gerätes während der Aufladung um bis zu 45 Prozent senken soll. Dazu verspricht man auch, dass die Festlegung des Ladestroms genauer funktionieren soll, um unnötige Erwärmung zu vermeiden und die Lebenszeit des Gerätes zu verlängern.

Kommt 2016 auf den Markt

Verfügbar wird der Snapdragon 820 voraussichtlich kurz nach Jahreswechsel, sodass einige Frühjahrsflaggschiffe wohl bereits mit dem Chip laufen dürften. Ende 2015 soll der Snapdragon-617 eine neue Option für die obere Mittelklasse liefern. Gemeinsam mit dem Modell 820 folgen außerdem noch die Varianten 618 und 620. Die untere Mittelklasse bedient schließlich der Snapdragon 430, der erst später auf den Markt kommt. (gpi, 15.09.2015)