Hohenems – Großes Kino läuft da zwischen dem Autobahnkreisel Hohenems und dem Grenzübergang zur Schweiz. Gespielt wird im modernen Gebäude neben dem Bauhof der Asfinag täglich rund um die Uhr der Film vom Verkehrsgeschehen in Vorarlberg. Drehorte sind der Pfänder- und der Ambergtunnel, bekannt aus dem Verkehrsfunk, und all die kleineren Durchstiche mit so schönen Namen wie Tschambreutunnel, Passür- oder Maurentobeltunnel. Acht Tunnel und die gesamte A14 erscheinen auf der Videowall der Zentrale.

Steht man vor dem Bürohaus der Asfinag, wurde man oben, im Kontrollraum, dem Herzstück der Zentrale, längst detektiert. Jedes Auto, das durchs Tor fährt, erscheint auf einem der Monitore der Operatoren. Das Klingeln könnte man sich sparen …

Verkehrskino

Der Arbeitsplatz der Operatoren überrascht durch Größe und Helligkeit. Auf 110 Quadratmetern arbeiten je zwei Männer in Zwölf-Stunden-Schichten. Alles ist in den Farben Grau, Weiß und Orange gehalten, große Fensterflächen geben den Blick auf Laubbäume frei. Das Grün scheint in den Kontrollraum zu wachsen. "Dieser Blick war uns besonders wichtig", erzählt Regionalstellenleiter Hermann Wackerle, "er beruhigt das Auge."

Das ist auch nötig, denn der Raum wird von einer riesigen Videowand dominiert, die 60 Bilder gleichzeitig zeigt. Die Bilderflut ist kein Problem für Rade Jovanović. Der frühere Elektriker und Lkw-Fahrer hat weitere 16 Monitore rund um seinen Arbeitsplatz stehen. "Computer sind mein Hobby", sagt er lachend. Und man müsse ja nicht ständig auf alle Bilder schauen, das denke nur der Laie.

Scharfe Meldungen

Rund 150.000 Datenpunkte liefern Jovanović Informationen in die Zentrale. Ist eine Information relevant, ertönen akustische Signale, wird das Bild durch farbige Rahmen aus der Masse hervorgehoben. Fahrzeugstillstand im Tunnel oder Langsamfahren sind die häufigsten Meldungen. Meist ist eine der Kameras übereifrig. Dann wird die Meldung "quittiert". Ärger über Fehlalarm gibt es in der Zentrale nicht. Wackerle: "Die Operatoren kennen ihre Kameras, das regt sie nicht auf."

Ist eine Meldung "scharf" und steht tatsächlich ein Fahrzeug in der Pannenbucht, wird zuerst kurz abgewartet. Wackerle: "Meistens bleiben die Leute stehen, um zu telefonieren, oder es wird Fahrerwechsel gemacht." Im Ernstfall wird der Streckendienst geschickt. "Es gibt nichts, was es nicht gibt im Tunnel", sagt Wackerle: "Radfahrer, Fußgänger, sogar eine Katze hatten wir schon."

Katze im Tunnel

Das Tier wurde im Pfändertunnel gesichtet, es war aus einem Motorraum gefallen. "Unser Streckendienst hat das Kätzle gefunden und zum Tierarzt gebracht", erzählt Wackerle nicht ohne Stolz.

Die häufigsten Störungen sind überhohe Transporte, die via Lichtschranken entdeckt werden, oder verlorene Ladegüter. Es sind dann nicht unbedingt die großen Trümmer, die den Operatoren Sorgen bereiten. "Eine Ladung Styroporkügelchen ist da komplizierter. Die mussten wir mit der Lüftung aus dem Tunnel blasen."

Ist bei kleineren Interventionen die Fantasie der Operatoren gefragt, gibt es bei Katastrophen genaue Einsatzpläne. Die Direktiven reichen von psychologisch ausgetesteten Durchsagen, die zugeschaltet werden müssen, bis zur Assistenz für die Einsatzkräfte. Im Ernstfall steht angrenzend an den Kontrollraum ein Zimmer mit Blick in die Zentrale für den Krisenstab zur Verfügung. Wackerle: "Das haben wir Gott sei Dank noch nie gebraucht." (Jutta Berger, 16.9.2015)