Aden – Nach einem halben Jahr im saudi-arabischen Exil ist die jemenitische Exilregierung in die südliche Hafenstadt Aden zurückgekehrt. "Die Regierung hat ihre Büros von Riad nach Aden verlegt", teilte ein Sprecher am Mittwoch bei der Ankunft von Regierungschef Khaled Bahah und sieben seiner Minister in der provisorischen Hauptstadt mit.

Anzeichen dafür, dass auch Staatschef Abd Rabbo Mansur Hadi zurückkehrt, gab es zunächst nicht. Von Aden aus solle nun unter anderem ein verstärkter Widerstand in Taes organisiert werden, sagte der Sprecher. Die drittgrößte Stadt des Landes wird in Teilen von schiitischen Huthi-Rebellen kontrolliert. Auch Hilfen für die notleidende Bevölkerung im Jemen sollen nun von der Regierung in Aden auf den Weg gebracht werden.

"Befreiung von Aden"

Bereits Anfang August hatte Bahah bei einem symbolischen Besuch einige Stunden in der Hafenstadt verbracht, um "die Befreiung von Aden und die Normalisierung des Lebens" dort zu dokumentieren. Bahah, der auch Stellvertreter von Staatschef Hadi ist, war der ranghöchste jemenitische Regierungsvertreter, der die Hafenstadt seit ihrer Rückeroberung durch die Regierungstruppen Mitte Juli besuchte.

Am Mittwoch ereignete sich in Aden ein Brandanschlag auf eine katholische Kirche. Laut Augenzeugen stand die Kirche St. Josef in Flammen. Ein Vertreter der Sicherheitskräfte sagte, bei den vermummten Tätern handle es sich möglicherweise um Mitglieder des Terrornetzwerks Al-Kaida. In dem bis 1967 unter britischer Verwaltung gewesenen Aden gab es früher 22 Kirchen. Heute sind nur noch wenige geöffnet. 99 Prozent der jemenitischen Bevölkerung sind Muslime.

Luftangriffe

Im Jemen kämpfen regierungstreue Truppen seit Monaten gegen die schiitischen Huthi-Rebellen und mit ihnen verbündete Armee-Einheiten. Die Rebellen brachten im Jänner die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle. Als sie weiter auf Aden vorrückten, flohen Hadi und seine Regierung Ende März von dort nach Saudi-Arabien und baten um Hilfe.

Das sunnitische Königreich startete daraufhin gemeinsam mit mehreren anderen arabischen Ländern Luftangriffe auf die Huthi-Rebellen, um Hadi zurück an die Macht zu bringen. Bisher sind alle Versuche der Vereinten Nationen gescheitert, den blutigen Konflikt zu befrieden, bei dem nach UN-Angaben seit Ende März fast 4.900 Menschen getötet wurden. Rund 25.000 Menschen seien verletzt worden. Insgesamt sind den Angaben zufolge 21 Millionen der rund 25 Millionen Jemeniten von dem Konflikt betroffen.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes nannte die Lage im Jemen "tragisch". "Wir verfolgen die militärische Eskalation mit Sorge", sagte sie am Mittwoch in Berlin. Es sei sehr bedauerlich, dass es den Konfliktparteien nicht gelungen sei, sich auf einen Ausweg aus der Krise zu verständigen.

Eigentlich sollten bei Verhandlungen zwischen Rebellenvertretern und Exilregierung in den kommenden Tagen im Oman eine Waffenruhe und ein Rahmen für einen friedlichen Übergang ausgehandelt werden. Am Sonntag erklärte Hadi jedoch, er werde nicht an den Gesprächen unter UN-Schirmherrschaft teilnehmen, solange die Huthi-Rebellen nicht einem Rückzug aus von ihnen eroberten Gebieten zustimmten.

Die zur Exilregierung stehenden Truppen starteten am Wochenende eine Offensive in der Provinz Marib östlich der Hauptstadt Sanaa. Vonseiten der Armee hieß es, es handle sich um die "größte Offensive seit dem Beginn des Militäreinsatzes" in der Provinz. Marib wird von den Rebellen kontrolliert. Ziel ist die Rückeroberung der Hauptstadt Sanaa. (APA, 16.9.2015)