Mary Shelleys klassischer Horrortrip in neuer Verpackung: Der modernisierte "Frankenstein" ist beim Slash-Festival zu sehen.

Foto: Slash Filmfestival

Wien – In den unterschiedlichsten Gestalten kann das Grauen daherkommen. Manchen schaudert vor den freiliegenden Zahnhälsen in einem Zombiemaul, anderen vor Hasen mit Riesenpenissen. Hüpfende Männerbrüste lösen hingegen bei den wenigsten Menschen Phobien aus, doch auch sie haben im Programm des traditionell auf Blut und Beuschel setzenden Slash-Filmfestivals, das von 17. bis 27. September im Wiener Filmcasino den fantastischen Film feiert, ihre Berechtigung.

Kent Osborne heißt der Brüstebesitzer, der in "Uncle Kent 2!" in die für ihn maßgeschneiderte Rolle des Kent Osborne schlüpft. Der Storyboard-Zeichner und Katzenfreund träumt von einer Fortsetzung des von der Öffentlichkeit kaum beachteten Niedrigbudgetstreifens "Uncle Kent", dessen Regisseur Joe Swanberg hat für Prequels aber nur Verachtung übrig. Swanberg inszenierte daher, wie könnte es auch anders sein, nur die ersten 13 Minuten des zweiten Teils. Nach dieser vergleichsweise nüchternen Exposition führt Filmemacher Todd Rohal "seinen" Helden in immer absurdere Situationen, bis dieser – angeleitet von Ray Kurzweils Buch "Menschheit 2.0" – alles einfach wegmasturbiert.

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Das ist natürlich vollkommen jenseitig und, wenn überhaupt, nur auf eine sehr überschaubare Zielgruppe ausgerichtet, zugleich ist "Uncle Kent 2!" aber auch smart, rührend und einfach schrecklich komisch. Ein weiterer Bonus dieser Kombination aus Matrix, Nackerpatzerl-Unterwasserballett und Nabelfusselschau: Hier braucht man sich nicht davor zu fürchten, dass plötzlich Eingeweide durch die Luft fliegen.

Prädikat: Schrecklich lustig

Anders sieht es bei der neuseeländischen Produktion "Deathgasm" aus, auch wenn hier ebenfalls sicher gerne das Prädikat "schrecklich komisch" vergeben wird. Jason Lei Howden erzählt darin, wie der jugendliche Metalfan Brodie (Milo Cawthorne) mit seiner titelgebenden Band unbewusst die Zombieapokalypse auslöst und so bald alle Hände voll zu tun hat, um die Untoten unter Zuhilfenahme von Gitarre, Bass und Kettensäge auch wieder in die Schranken zu weisen.

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Das mag vorhersehbar sein, wird aber mit einer spürbaren Liebe zu den Außenseiterhelden, dem Genre sowie guten Pointen erzählt.

Von "Body", dem Langfilmdebüt von Dan Berk und Robert Olsen, kann das leider nicht behauptet werden. Die Freundinnen Cali, Holly und Mel (Alexandra Turshen, Helen Rogers, Lauren Molina) wissen sich darin an Heiligabend nichts Besseres anzufangen, als in das Haus von Calis vermeintlichem Onkel einzusteigen. Als sie dort auf den Hauswart (Larry Fessenden) treffen und dieser im Gerangel verunfallt, wird die Freundschaft der drei Frauen auf die Probe gestellt. Dem Ganzen fehlen jedoch Spannungs- und Überraschungsmomente.

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Ebenfalls winterlich ist das Setting in "Bunny the Killer Thing". Im verschneiten Finnland lässt Regisseur Joonas Makkonen einen Riesenhasen mit tödlichem Rammeltrieb auf Menschenjagd gehen. Wer gerne einem Mann im Kaninchenkostüm dabei zusieht, wie er unter lautem "Pussy"-Gegröle nach Öffnungen in jugendlichen Körpern sucht, kommt hier voll auf seine Kosten. Alle anderen sollten vor dem Film noch etwas anderes konsumieren oder naturlustig sein, sonst kann auch dieses Manifest des schlechten Geschmacks bald einmal langweilig werden.

Jo-Jo the Dog Films

Keine Monotonie braucht man von den Filmen Sion Sonos zu befürchten. Der japanische Regisseur ist mit "Love & Peace", "Tag" und "Tokyo Tribe" gleich dreimal im Slash-Programm vertreten. (Dorian Waller, 16.9.2015)