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Coach Zoran Barisic (45) hält nichts von Zerbrechlichkeit.

Foto: APA/DIETMAR STIPLOVSEK

Wien – Vor drei Wochen war Rapids Welt noch in Ordnung. Man durfte über das heroische Scheitern im Playoff der Champions League an Schachtar philosophieren und weinen, die Liga wurde dominiert, die Tabelle angeführt. Möglicherweise wurde die Schnelllebigkeit des Fußballs unterschätzt, es folgten Niederlagen gegen Mattersburg (2:4) und Altach (0:2). Urplötzlich war und ist die Admira Erster. Sportdirektor Andreas Müller erlitt einen Tobsuchtsanfall, er sprach von "einer unwürdigen Leistung", einige seien in Altach nur spazieren gegangen. Trainer Zoran Barisic reagierte nicht ganz so grob.

Am Donnerstag beginnt der Fußball sozusagen neu, die Gruppe E der Europa League fängt eindeutig bei null an. Villarreal kommt ins Happel-Stadion, die Spanier sind der Favorit auf Platz eins. Rapid, Viktoria Pilsen und Dinamo Minsk werden sich hinten anstellen müssen und um den zweiten Rang, der zum Aufstieg berechtigt, raufen. Barisic nimmt den Kampf an. Er bezeichnete Villarreal als "europäisches Spitzenteam", als ein "Mini-Barcelona". Aufgrund der Trikotfarben wird die Mannschaft gelbes U-Boot geheißen. "Eine riesengroße Herausforderung, der wir uns gerne stellen. Um zu gewinnen, muss alles bis ins winzigste Detail passen. Die können mit dem Ball sehr gut umgehen, haben große individuelle Qualität."

Barisic hält Rapid für kein fragiles Gebilde. "Wir blieben auf dem Boden, als wir gelobt wurden, wir bleiben auch nach Niederlagen auf dem Boden. Wir sind nach wie vor in Balance, der Zusammenhalt passt, wir funktionieren als Team, stecken mitten im Lernprozess." Rapid besitze ausreichend Potenzial, um als Außenseiter auf hohem Niveau gegen jeden bestehen zu können. Siehe Ajax. Siehe Schachtar Donezk. "Aber wir können auch als Favorit gegen jeden verlieren. Gegen Mattersburg und Altach haben wir das leider eindrucksvoll bewiesen. Keiner darf sich zu schade sein, Drecksarbeit zu verrichten."

Innenverteidiger Christopher Dibon hat die Kritik von Müller als "sehr sinnvoll und durchaus berechtigt" empfunden. Mario Sonnleitner ist gesperrt, also bekommt Dibon Maximillian Hofmann zur Seite gestellt. "Wir werden harmonieren. Wir müssen als Team rennen, kratzen und beißen bis zum Umfallen und Villarreal so den Spaß am Fußball nehmen."

Duelle mit Roberto Soldado bleiben Dibon erspart, der ziemlich berühmte Stürmer trat die Reise nach Wien nicht an. Villarreal praktiziert ein 4-4-2-System und ist in der Liga nach drei Runden ungeschlagener Vierter. Trainer Marcelino García zollt Rapid "Respekt", das ist im internationalen Fußball üblich. Andererseits hat er "großes Vertrauen" in seine Mannschaft. Dies kommt ebenfalls nicht überraschend, Barisic misstraut den Seinen ja auch nicht. Nach dem Abgang von Robert Beric ist ein zentrales Sturmproblem nicht zu leugnen. "Wir brauchen einen starken, schnellen, robusten, torgefährlichen Mann." Beric war einer. Sein flugs verpflichteter Ersatz Matej Jelic dürfte noch nicht so weit sein.

Rapid ist zum fünften Mal in der Gruppenphase, der Aufstieg wurde viermal verpasst. 28.820 Abos sind verkauft, knapp 35.000 Fans dürften kommen. Ein Euro pro Ticket geht an die Flüchtlingshilfe. Barisic: "Es beginnt alles bei null." (Christian Hackl, 17.9.2015)

Europa League, Gruppe E, 1. Runde, Donnerstag

SK Rapid Wien – Villarreal
Ernst-Happel-Stadion, 19 Uhr, live Puls 4 und Sky, SR Johannesson (SWE)

Rapid: Novota – Auer, Dibon, M. Hofmann, Stangl – Grahovac, Schwab – Schaub, S. Hofmann, F. Kainz – Alar/Prosenik

Ersatz: Strebinger – Pavelic, Schimpelsberger, Huspek, Nutz, Tomi, Schobesberger, Jelic

Es fehlen: Sonnleitner (gesperrt), Petsos (Innenbandverletzung im Knie), Schrammel, Kuen (beide Kreuzbandriss)

Villarreal: Areola – Gaspar, Bonera, Ruiz, Costa – Nahuel, Trigueros, Soriano, Castillejo – Adrian, Bakambu

Ersatz: Barbosa, Aitor – Rukavina, Jokic, Jonathan dos Santos, Samuel, Suarez, Baptistao

Es fehlen: Asenjo (Kreuzbandriss), Bailly (gesperrt), Musacchio (Knöchelverletzung), Soldado (nicht im Kader)