STANDARD: Sie leiten das heuer neu strukturierte BVL Competence Center Junge Logistik. Was verbirgt sich dahinter?

Altendorfer-Kaiser: Unser Ziel ist es, Berufsanfänger, junge Akademiker und Young Professionals aus dem Bereich und Umfeld der Logistik anzusprechen. Das Competence Center soll eine Plattform bieten, auf der sich junge Logistiker aus sämtlichen Wirtschaftsbereichen unter 35 Jahren im gemeinsamen Austausch vernetzen und aktuelle Themen diskutieren können.

STANDARD: Gab es eine solche Vernetzung bisher nicht?

Altendorfer-Kaiser: Im Allgemeinen fand das in der Bundesvereinigung Logistik Österreich schon statt. Junge und angehende Logistiker konnten sich einbringen. Vor allem die Logistikakademie wurde gerne von jüngeren Fach- und Führungskräften als Karrieresprungbrett genutzt. Jedoch hätte diese Zielgruppe noch direkter angesprochen werden können. Wir als Competence Center wollen jetzt versuchen, mit neuen, ansprechend konzipierten Veranstaltungsformaten gezielt auf die Interessen der jüngeren Mitglieder dieser Branche einzugehen.

STANDARD: Warum hat man die Jugend denn bisher eher vernachlässigt?

Altendorfer-Kaiser: Ich gehe davon aus, dass es eher ein Zeitproblem insgesamt war. Die Tätigkeit in der BVL Österreich ist ja ehrenamtlich. Aber mit dem neu strukturierten Competence Center Junge Logistik setzt die BVL Österreich nun bewusst einen Schwerpunkt, sodass wir frischen Wind und viele Ideen einbringen.

STANDARD: Frischer Wind – was kann man sich darunter vorstellen?

Altendorfer-Kaiser: Aktuell planen wir verschiedene Events. Da wäre zum einen unsere "Star Night Junge Logistik": Das ist ein Gesprächsreigen mit Persönlichkeiten aus der Branche in lockerer Atmosphäre. Werdegang und Karrieren stehen dabei im Vordergrund. Logistik deckt ein breites Spektrum ab, weshalb es ganz unterschiedliche Karrierewege gibt, für die sich speziell Berufsanfänger interessieren. Zusätzlich starten wir derzeit das Programm "3/3 Junge Logistik": Wir wollen im Rahmen von Firmenbesichtigungen Leuchtturmprojekte kennenlernen, aber auch mit deren Initiatoren den Gedankenaustausch pflegen. Zudem besteht das Angebot für die Jahresleitveranstaltung des Sektors, den 32. Logistikdialog 2016, eine einzelne Sequenz mit jungen Logistikern eigenverantwortlich zu gestalten.

STANDARD: Wer dort überall nicht anwesend sein kann, ist dann aber außen vor?

Altendorfer-Kaiser: Keineswegs. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Vernetzung über die sozialen Medien weiter zu kultivieren. Wir wollen junge Branchenmitglieder österreichweit adressieren und diesen Austausch nicht bloß auf einzelne Treffen beschränken. Alle diese Strukturen sind im Aufbau und werden im nächsten Jahr besonders forciert.

STANDARD: Was sind die Themen, die junge Logistiker derzeit bewegen?

Altendorfer-Kaiser: Wichtig sind natürlich die typischen Überlegungen für den Berufsanfang. Interessant ist auch der Bereich Start-up und die Frage, wie sich hierfür Partner und Ressourcen gewinnen lassen. Dazu kommt eine Reihe von inhaltlichen Themen, die die ganze Branche bewegen, aber vor allem die neue Logistikergeneration heftig interessieren: Industrie 4.0, Big Data, Smart Data, Datenschutz, City-Logistik, Green Logistics. Uns geht es außerdem immer um eine europäische Perspektive: Wie wird mit diesen Entwicklungen nicht nur in Österreich, sondern auf gesamteuropäischer Ebene umgegangen?

STANDARD: Zielt das Competence Center dann auch auf eine europäische Vernetzung ab?

Altendorfer-Kaiser: Ja, auch ein internationaler Austausch wird von uns angestrebt, weil das gerade für junge Leute interessant ist. Die Kollegen unserer Schwesterorganisation, der BVL Deutschland, eröffnen ebenfalls spannende Potenziale. Darüber hinaus ist die BVL Österreich als einzige Organisation des Landes unmittelbar in Brüssel über die European Logistics Association angedockt.

STANDARD: Und was sind ganz konkret Ihre Ziele für die nähere Zukunft?

Altendorfer-Kaiser: Ich wünsche mir, dass unser aktives Kernteam rasch weiterwächst und dass in naher Zukunft das Competence Center so groß ist, dass wir gezielt auf ausdifferenzierte Zielgruppen wie Studierende oder Berufsanfänger einzeln eingehen können. Im nächsten Jahr wollen wir in einem ersten Schritt mit unseren Events Kontinuität entwickeln und ein breites Interesse der jungen Leute in und an der Logistik wecken. Wir wollen uns klar als der Ansprechpartner etablieren. Denn vom Competence Center Junge Logistik soll man nicht bloß irgendwann, sondern immer wieder etwas Relevantes hören.


(INTERVIEW: Johannes Lau, 21.9.2015)