Foto: Boxmover

Wien – Nach dem Schiff- und Bahntransport von Containern durch die ganze Welt ergibt sich am Ende der Reise für die Spediteure ein letztes Nadelöhr: die meist nur wenigen Kilometer, die zwischen Bahnhöfen oder Häfen und jenen Kunden liegen, die diese Container entgegennehmen. Diese Strecke wird meist per Lkw zurückgelegt, und der Transport ist oft mit langen Stehzeiten verbunden.

"In Linz haben wir relativ viele Kunden im Stadtgebiet. Die Fahrtstrecke beträgt oft nur fünf oder sechs Kilometer, dann warten die Frächter auf die Entladung. Aber erst nach zwei Stunden fallen Stehkosten an", gibt Rudolf Hubauer ein Beispiel für das Dilemma der Logistiker. "Zehn Minuten Fahrt, dann zwei Stunden stehen. So kann man pro Tag nur drei Container zustellen."

Hubauer, studierter Bauingenieur, möchte mit seiner Erfindung dazu beitragen, dieses Problem zu beheben. Mit dem Boxmover-Seitenlader, einem neuartigen und leichten Hebesystem, sollen die Lkw-Fahrer selbst die Container schnell ab- und aufladen können. "Man stellt den Container vor Ort auf den Boden und ist nach wenigen Minuten wieder weg. So kann man pro Tag acht bis zwölf Container zustellen", sagt der Erfinder. "Und der Kunde hat keinen Stress, dass er in einem engen Zeitfenster ausladen muss."

Leichte Konstruktion

Das System des Boxmover besteht aus Armen, die aus je zwei Hydraulikzylindern bestehen. Die einen fahren ähnlich einem Kran aus, die anderen werden am Boden seitlich des Containers positioniert. Nach Fixierung der Fracht wird durch Einfahren der einen und Ausfahren der anderen Zylinder der Container seitlich bewegt und kann sanft auf dem Lkw oder auf dem Boden abgesetzt werden.

Das vergleichsweise leichte Hebesystem bewältige Container mit einem Gewicht von über 30 Tonnen in allen Standardlängen. "Jeder merkt, dass das Heben einer Tasche mehr Kraft benötigt, wenn ich die Arme weit vom Körper wegstrecke", erläutert Hubauer. Umgelegt auf den Boxmover: "Ich kann nur dann sehr leicht bauen, wenn ich keine Lasten außerhalb der Mitte hebe", erklärt der Entwickler das angewandte Prinzip einer "momentfreien" Lastenübertragung.

Bisherige Systeme auf Lkws, die 30-Tonnen-Container drei Meter von der Mittelachse entfernt abstellen können, seien schwere Mobilkräne. Die massiven Stahlkonstruktionen würden selbst bis zu 15 Tonnen wiegen, so der Erfinder. Das Eigengewicht des Seitenladers liege dagegen je nach Modell lediglich bei 1,5 bis zwei Tonnen. Die Konstruktion, die auf einem Chassis aufgebaut sei, lasse sich zudem selbst verschieben, um verschieden lange Container aufnehmen zu können.

Bedient wird der Boxmover über eine Funkfernsteuerung, wobei man angesichts konventioneller Kransteuerungen mit mehreren Joysticks erst Erfahrungen sammeln musste. Um die zusammengesetzte Bewegung richtig abwickeln zu können, müssen die Zylinder in der richtigen Reihenfolge und im richtigen Verhältnis angesteuert werden.

Visuelles Bedienpult

Das müsse aber in einfache Bewegungen wie rauf, runter, links oder rechts übersetzt werden. In Workshops wurde erhoben, wie man diese Steuerung am besten organisieren könne. "Lkw-Fahrer denken anders als Techniker und Programmierer. Wichtig ist, dass schnell und sicher abgeladen werden kann", erklärt Hubauer. "Wir haben ein visuelles Bedienpult entwickelt, das zeigt, welche Bewegungen in welchem Zustand möglich sind."

Hubauer, der bereits während seines Studiums ein Patent für ein Regalsystem anmeldete, arbeitet schon seit mehreren Jahren an seiner Seitenladeridee. Nach der Gründung einer eigenen Firma gab es 2010 den ersten Prototyp und eine mehrjährige Testphase. Mittlerweile wurde das Produkt, das in Kooperation mit dem oberösterreichischen Fahrzeugbauer Scheuwimmer gebaut wird, bereits an erste Kunden ausgeliefert. (Alois Pumhösel, 17.9.2015)