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Der Borgward BX7 TS. Die Automarke wurde nach mehr als 50 Jahren wiederbelebt.

Foto: AP/Probst

Frankfurt am Main – Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wird die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt anlässlich der Eröffnung schon am Donnerstag besuchen. Das breite Publikum kann erst von Samstag an kommen. Zu sehen gibt es auf der IAA heuer einiges, gut tausend Aussteller aus 39 Ländern zeigen 219 Weltpremieren. Unter dem Motto "Mobilität verbindet" stehen bis zum 27. September vernetzte selbstfahrende Autos und Elektromobilität im Mittelpunkt.

Autonome Fahrzeuge bergen auch neue Gefahren vor allem bei der Datensicherheit. "Die Digitalisierung der Mobilität und der damit verbundene Zuwachs an Daten stellen neue Anforderungen an die Sicherheit von Fahrzeugen und Infrastruktur sowie den Schutz von Persönlichkeitsrechten", heißt es in einem Strategiepapier des deutschen Verkehrsministeriums.

Wer baut das Auto der Zukunft?

Der Entwurf des deutschen Verkehrsministers Alexander Dobrindt für eine Regierungsstrategie zum automatisierten und vernetzten Fahren wird derzeit zwischen den Ministerien abgestimmt. Um Hackerangriffe auf die Fahrzeuge zu vermeiden, will Dobrindt Hersteller, Zulieferer und Dienstleister zu einer sicheren Datenverschlüsselung verpflichten. Deutsche Autos sollten "im digitalen Zeitalter zu den sichersten der Welt gehören".

"Autonomes Fahren ist das Zukunftsthema für die Automobilindustrie", sagt Ralf Kalmbach, Head Global Automotive bei A.T. Kearney. Vernetzung und der Traum vom fahrerlosen Auto bestimmten schon heute die aktuelle IAA in Frankfurt – nach Meinung Kalmbachs ist nun auch der Gesetzgeber gefragt: "Bis 2020 muss der regulatorische Rahmen stehen", fordert der Mobilitätsexperte, "sonst fällt die europäische Industrie beim autonomen Fahren hinter die USA und China zurück." Kalmbach rechnet damit, dass innerhalb eines Zeitraumes von 15 Jahren die Technik so weit ausgereift ist, dass vollautomatisiertes Fahren auch ohne Kontrolle durch einen Menschen möglich ist.

Anreize gefordert

Damit die zunächst recht teuren autonomen Autos auch in Europa gekauft werden, seien Anreize nötig. Dies können zum Beispiel besondere Fahrspuren für automatisch gesteuerte Pkw in Ballungsgebieten sein. Dass die Autohersteller die selbstfahrenden Autos nicht IT-Konzernen wie Google und Apple überlassen wollen, liegt auf der Hand. Nur wer künftig Fahrzeuge im Angebot hat, die Hindernisse mit ausgefeilter Sensortechnik selbst umfahren und ihr Ziel mit elektronischen Karten eigenständig finden, kann nach Meinung von Experten langfristig bestehen. Die Technik dazu präsentieren die großen Hersteller in Frankfurt. Es ist einer der wichtigen Trends und dürfte die Branche in den nächsten Jahren in Atem halten. Weil dazu jedoch enorme Investitionen nötig sind, können sich das nur finanzkräftige Konzerne leisten – allen voran die deutschen Premiumhersteller BMW, Daimler und VW mit seiner Tochter Audi. Weniger betuchte Hersteller sind zur Zusammenarbeit mit IT-Konzernen gezwungen.

Stadtgeländewagen, die keiner braucht und jeder will

Weniger Risiko haben die Autobauer mit ihren SUVs. Auf der IAA sind die Stadtgeländewagen oft die Stars auf dem Stand, bei Käufern stehen sie hoch im Kurs. VW hat seinen neuen Tiguan vorgestellt, die von Chinesen wiederbelebte Traditionsmarke Borgward geht mit dem BX 7 an den Start, sogar der britische Nobelhersteller Bentley baut jetzt mit dem Bentayga einen SUV.

Das Verkaufsplus bei den Sports Utility Vehicles und Geländewagen war in Deutschland nach Daten des Kraftfahrtbundesamts in diesem Jahr bisher höher als bei allen anderen Modellen. Dass sich SUVs so gut verkaufen, obwohl sie eigentlich niemand braucht, ist kein neues Phänomen.

SUV-Kaufmotiv Statussymbol

So gibt es auch kaum einen Hersteller, der noch keinen SUV verkauft. Und das Spektrum wird immer breiter. "Die Autohersteller bieten SUVs zum Beispiel in immer mehr Preisklassen an", sagt der Autoexperte Stefan Bratzel der Deutschen Presseagentur. In China verkaufen sich derzeit vor allem kleinere und mittelgroße SUVs, auch wenn der Gesamtmarkt seit drei Monaten schrumpft. "Hier will keiner ins Hintertreffen gegenüber der Konkurrenz geraten", so Bratzel. Und ein größeres Angebot unterschiedlicher Modelle lockt in der Regel auch mehr Käufer an.

Im Großstadtdschungel hebt sich mancher Autofahrer gerne vom üblichen Kombi- und Limousinen-Einerlei ab. Darauf deutet zumindest auch eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Puls vor zwei Jahren hin. Damals hatten unter 580 Kaufinteressierten und Neubesitzern 16 Prozent zugegeben, dass SUVs auch als Statussymbole für sie interessant sind. (APA, Reuters, red, 17.9.2015)