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Wandern rötet die Wangen und stählt die Waden, mangels Vorbereitung kann es aber gefährlich sein, warnen Experten.

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Innsbruck – Alpinsport wird immer beliebter. Wandern, Klettern, Mountainbiken – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich in der frischen Gebirgsluft zu ertüchtigen. Zu beachten sei dabei allerdings: Der Berg ist kein gefahrloser Abenteuerspielplatz. "Es gibt eine gewisse Vollkasko-Mentalität. Viele glauben, sich nicht vorbereiten zu müssen, weil einem notfalls ohnehin die Bergrettung hilft", sagt Karl Gabl, Präsident des Kuratoriums für Alpine Sicherheit.

Sein Verein gab am Mittwoch die jährliche Unfallstatistik bekannt: 115 Menschen starben diesen Sommer auf Österreichs Bergen, 2385 Leute verunfallten zwischen Mai und September. Diese Daten werden nun seit zehn Jahren erhoben. Durchschnittlich ist die Anzahl der Alpinunfälle recht deutlich gestiegen, sie endeten dieses Jahr allerdings seltener tödlich als im Dekadenmittel.

Extreme Sommergewitter

Zu einer "spektakulären Unfallhäufung", wie Gabl sagt, kam es zwischen Ende Juni und Anfang Juli: "In dieser Zeit gab es in Tirol fast jeden zweiten Tag einen Bergtoten." Eine mögliche Erklärung sind die extremen Sommergewitter in diesem Jahr, die Gesteine lockern und den Boden aufweichen können, was Stürze begünstigt.

Insgesamt ereigneten sich mit 961 Verunglückten rund vierzig Prozent der österreichischen Alpinunfälle in Tirol – "weil hier auch am meisten Leute in die Berge gehen", sagt Gabl. An zweiter Stelle liegt Salzburg mit 386 Unfällen. Einen signifikanten Anstieg gab es in Vorarlberg, von 176 verunglückten Personen 2014 auf nunmehr 225 Alpinunfälle.

Mangelndes "Gefühl für den Berg"

"Touren müssen gründlich geplant werden, Bergsteiger sollten sich informieren, ob sie den Schwierigkeiten der gewählten Route auch gewachsen sind", sagt Gabl. Die meisten tödlichen Unfälle passierten heuer beim Wandern, gefolgt vom Klettern. "Keiner der auf Klettersteigen tödlich verunglückten Menschen hatte ein Klettersteigset dabei. Wer dort ohne Sicherung klettert und ausrutscht, ist zumeist tot", warnt Gabl. Beim "normalen Klettern" im Gebirge mangle es zwar nicht an der richtigen Ausrüstung, jedoch an korrekter Vorgangsweise beim Abseilen.

Den Menschen fehle oft das "Gefühl für den Berg" und das nötige Können, kritisiert auch Peter Veider, Geschäftsführer der Tiroler Bergrettung. In den Schulen werde Bewegung im Gelände zu wenig gefördert. Rund die Hälfte der tödlich verunglückten Wanderer waren diesen Sommer Österreicher, gefolgt von den Deutschen mit 36 Prozent.

"Warm anziehen"

Die Wandersaison ist jedenfalls noch nicht vorbei. Im Herbst sollten Bergsportler einige zusätzliche Vorkehrungen treffen, weiß Gabl: "Man muss die kürzere Tagesdauer beachten und dass es nun immer kühler wird." Das bedeute: warm anziehen und – "ganz wichtig", wie Gabl sagt – immer eine Taschenlampe mitnehmen. (Katharina Mittelstaedt, 17.9.2015)