Der FC St. Pauli verzichtet auf das "Bild"-Logo auf dem linken Trikotärmel.

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"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann twittete: "Kein Herz für Flüchtlinge: Schade eigentlich, FC St. Pauli!"

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Am Sonntag, im Auswärtsspiel gegen Eintracht Braunschweig, wird der deutsche Zweitligist FC St. Pauli in seinem gewohnten Trikot auflaufen: Auf dem rechten Ärmel wird das Bundesliga-Logo zu sehen sein, links das Label des Ligasponsors Hermes. Damit beteiligt sich der Kiez-Verein nicht an der von der Deutschen Fußballliga (DFL) geplanten und von der Boulevardzeitung "Bild" initiierten "Wir helfen"-Aktion für Flüchtlinge, an der ursprünglich alle 36 deutschen Erst- und Zweitligavereine mitmachen sollten. Anstelle von Hermes werden sie ein Logo mit dem Schriftzug "Wir helfen – #refugeeswelcome" auf den Trikotärmeln tragen.

"Der FC St. Pauli ist seit vielen Wochen auf verschiedenen Ebenen zu einem Thema, das seit Monaten alle emotional bewegt, aktiv, um den Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, zu helfen", teilte Andreas Rettig, Geschäftsführer des als besonders sozial und tolerant geltenden Vereins, mit. "Unser Testspiel gegen Borussia Dortmund, das private Engagement unserer Spieler sowie verschiedenste Aktionen unserer Fans und Abteilungen für die Flüchtlinge in Hamburg sind Beleg dafür. Daher sehen wir für uns nicht die Notwendigkeit, an der geplanten, für alle Klubs freiwilligen Aktion der DFL teilzunehmen."

Der Klub sei immer für Willkommenskultur gestanden und handle auch entsprechend. Man wolle sich daher weiter auf die eigenen Aktionen konzentrieren, sagte Rettig. Der Hamburger Verein machte in der Vergangenheit immer wieder durch sein soziales Engagement auf sich aufmerksam. So lud er am 8. September 1.000 Flüchtlinge zum Testspiel gegen Dortmund ins Millerntor-Stadion ein.

"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann zeigte sich über die Weigerung erbost. Mit seinen Tweets "Beim FC St. Pauli sind #refugeesnotwelcome" und "Kein Herz für Flüchtlinge: Schade eigentlich, FC St. Pauli!" löste er auf Twitter einen Shitstorm aus. Der Hashtag #BILDnotwelcome, unter dem verärgerte User ihren Unmut äußerten, gehörte am Mittwoch zu den Top-Twitter-Trends. Mittlerweile wollen sich auch weitere Vereine, wie Union Berlin, der SC Freiburg, Nürnberg und der VfL Bochum an der Aktion der "Bild"-Zeitung nicht beteiligen.


(Kordian Prokop, 17.9.2015)