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Viele Journalistinnen werden online Zielscheiben frauenfeindlichen Hasses.

Foto: REUTERS/Dado Ruvic

Internet und digitale Kommunikation haben es uns viel leichter gemacht, Informationen mit anderen zu teilen. Damit ist auch die Fähigkeit exponentiell gestiegen, dass Menschen ihre in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankerten Rechte ausüben, "über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten" – trotz der Versuche einiger Despoten, dieses Recht zu kontrollieren, zu beschneiden oder einzuengen.

Innovationen in der Kommunikationstechnologie hatten einen Dominoeffekt auf beinahe jeden Aspekt im Journalismus. Journalisten arbeiten auf neue Art und Weise. Medienorganisationen erhalten Informationen über neue Kanäle und geben sie über neue Kanäle weiter. Leser, Zuseher und Hörer interagieren mit Journalistinnen öfter als je zuvor.

Journalisten als Zielscheibe

Was sich nicht verändert hat, ist, dass Journalisten – besonders jene, die sich mit heiklen Themen befassen, die Regierungen in die Verantwortung nehmen – noch immer und an zu vielen Orten Zielscheibe von Gewalt, Belästigungen und politisch motivierter Verfolgung sind.

Die Medienbeauftragte der OSZE, Dunja Mijatović, hat einen weltweiten Ruf als Verfechterin der Medienfreiheit erworben und ruft objektiv und mit klaren Worten Regierungen dazu auf, ihren Verpflichtungen in Bezug auf Einhaltung der Meinungs- und Medienfreiheit nachzukommen und sie zu verteidigen. Gemeinsam mit ihrem kleinen, in Wien ansässigen Team arbeitet Frau Mijatović mit allen Akteuren zusammen – von Regierungsbeamten bis hin zu Provinzbloggern –, um die Probleme zu erkennen und positive Entwicklungen im politischen und juristischen Bereich zu fördern.

Gewalt und Einschüchterung

Heute, Donnerstag, ist sie Gastgeberin einer internationalen Konferenz in der Hofburg, die das aktuelle und spezifische Problem von Frauen im Medienbereich behandelt: Viele von ihnen werden Zielscheiben von Onlinewellen frauenfeindlichen Hasses und deutlichen, schrecklichen Drohungen von sexueller Gewalt und Mord.

Dieses Phänomen – eine abstoßende Mischung von sexueller Gewalt und Einschüchterung von Journalisten – zielt darauf ab, Frauen für ihre journalistische Arbeit zu bestrafen und sie letztendlich durch Angst zum Schweigen zu bringen. Die Täter sind üblicherweise anonym, und sie sind nicht nur verabscheuungswürdig, sondern sie zeigen auch die Schwäche ihres Intellekts, wenn sie die Journalistin als Person attackieren, anstatt sie mit Worten oder Meinungen zu überzeugen zu versuchen.

Auf Hass aufmerksam machen

Manche sagen, dass Journalistinnen solche Drohungen einfach ignorieren sollen. Diese "Lösung" verfehlt das Ziel in mindestens zweierlei Hinsicht.

Erstens, "einfach ignorieren" ist viel leichter zu sagen für jemanden, der nicht selbst schon dutzend-, hundert-, tausendmal mit brutaler Vergewaltigung und Mord bedroht worden ist, als für die Person zu tun, die diese Berge von Bedrohungen erhalten hat – manche davon beziehen sich sogar auf ihren konkreten Wohn- oder Arbeitsort.

Zweitens, und viel wichtiger: Keiner von uns sollte sich damit zufriedengeben, solche Ausgeburten gemeiner Feigheit zu ignorieren. Wir sollten darüber entsetzt sein, dass jemand – ob eine Person oder ein verzweifelter Despot mit bezahlten Internet-Trolls – sexistische (oder rassistische oder homophobe) Drohungen verwendet, um Journalisten einzuschüchtern. Solchen ekelhaften Taten nichts entgegenzusetzen bedeutet eine Gelegenheit zu versäumen, Sexismus und Frauenfeindlichkeit abzulehnen und die wichtige Rolle von unabhängigen Journalisten zu bekräftigen.

Der Medienbeauftragten Dunja Mijatović gebührt Lob für das Veranstalten der heutigen Konferenz, die dieses Thema ins Rampenlicht rückt. Die Wirkung der neuen Technologien auf Journalisten und ihre Leser, Seher, Zuhörer ist – und bleibt weiterhin – in vielerlei Hinsicht befreiend. Auf dem weiteren Weg nach vorne müssen wir solch gebündeltem Hass in einer Weise entgegentreten, die mit dem allgemeinen Recht auf Meinungsfreiheit vereinbar ist. Eine Möglichkeit ist, auf Hass überall dort aufmerksam zu machen, wo wir ihm begegnen, und ihn kategorisch abzulehnen. (Daniel B. Baer, Christian Strohal, 17.9.2015)