Asylwerber und Asylberechtigte können ab diesem Wintersemester Kurse, Vorlesungen und künstlerische Studienangebote an heimischen Unis besuchen – bislang sind 16 Universitäten dabei, laut Elisabeth Fiorioli, Generalsekretärin der Universitätenkonferenz (uniko) wird das Angebot aber Stunde um Stunde größer und wahrscheinlich seien bald alle Unis mit an Bord. Die Initiative steht unter dem Motto MORE und wird von der Caritas, der Diakonie, der Industriellenvereinigung, dem Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten und der Österreichischen Hochschülerschaft unterstützt. Die Vertreter der uniko betonen bei der Präsentation der Initiative, dass es die Pflicht von Universitäten sei, deren Aufgabe auch die Weiterentwicklung der Gesellschaft sei, in einer Situation wie dieser aktiv zu werden.

Kunst, Sport und Sprachen

Die einzelnen Unis nehmen zwischen 15 und 100 Studierende auf – allein an der Universität für angewandte Kunst in Wien werden 33 spezielle Lehrveranstaltungen angeboten. Man konzentriere sich aber auch auf den Bereich Sprachen und Sport, die Bibliotheken werden geöffnet und es kann beispielsweise auch an Chorproben teilgenommen werden. Die bürokratischen Hürden sollen dabei für Interessenten so gering wie möglich sein, Studienbeiträge werden erlassen, Kursteilnahmen sind kostenlos. Es gehe um einen Austausch – Asylwerber und Asylsuchende sollen nicht nur als Empfänger von Wohltaten gesehen werden, sagt Heinrich Schmidinger, Präsident der uniko. "Da kommen viele gut ausgebildete Leute, von denen man viel lernen kann. Wir können nicht zulassen, dass eine Generation entsteht, die man als verloren bezeichnet."

Überzeugung zu helfen

Er sei vor wenigen Tagen am Salzburger Bahnhof gewesen – ein für ihn unglaublicher Eindruck, auch was die Hilfsbereitschaft der Österreich anging. Auch in jenem Moment habe er sich wieder gedacht, dass es in der gesellschaftlichen Pflicht der Universitäten liegt, hier Verantwortung zu übernehmen. "Es ist unsere Überzeugung in dieser unwahrscheinlichen Not zu helfen", sagt Schmidinger.

Studierende können sich als Buddies engagieren, die es sich zur Aufgabe machen, die MORE-Teilnehmer im Uni-Alltag zu begleiten.

Besondere Maßnahmen

Die Planung für die neue Initiative begann bereits Anfang Juni – auch die gute Zusammenarbeit mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), welche die Unigebäude verwaltet, spiele eine wichtige Rolle: "Die BIG hat unkompliziert Gebäude über Nacht zur Verfügung gestellt, auch das muss man erwähnen", sagt Gerald Bast, Vizepräsident der uniko und Rektor der Angewandten, wo seit Anfang dieser Woche 1.000-1.500 Geflüchtete eine Unterkunft fanden. "Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen", sagt Bast. Eine Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen, etwa den Fachhochschulen, gibt es bislang nicht. Man hoffe aber die Initiative auf den gesamten österreichischen Hochschulraum auszuweiten.

So wenig Bürokratie wie möglich

MORE sei schließlich nur ein erster Schritt. Wie mit jenen Menschen umgegangen wird, die ihr im Heimatland begonnenes Studium fortsetzen bzw. abschließen möchten, und nicht nur einzelne Kurse besuchen möchte, ist noch nicht ganz klar. Die Bürokratie soll auch hier möglichst gering sein, "die meisten werden als außerordentliche Hörer beginnen. Wie man weiter verfährt, wird man sehen", sagt Schmidinger.

Nächste Schritte

Elisabeth Fiorioli, Generalsekretärin der uniko, ergänzt: "Wir denken darüber hinaus in einer weiteren Phase des Projekts an eine Art No-Border-Academy als Plattform zum Austausch von Wissen. Gemeinsam mit Asylsuchenden, die einen akademischen Abschluss haben, können dort Veranstaltungen konzipiert und Seminarangebote entwickelt werden, in denen diese als Vortragende ihre Kenntnisse weitergeben können." (lhag, 17.9.2015)