Eine Welle von Hilfsbereitschaft schwappt durch Österreich, seit zahlreiche Flüchtlinge über die sogenannte "Westbalkan-Route" ins Land gelangen, um nach Deutschland zu reisen, wo temporär die Dublin-Vereinbarung für Geflohene aus Syrien ausgesetzt worden ist. Doch nicht nur tausende Österreicher engagieren sich privat an Grenzstationen, Bahnhöfen und mit Spenden, auch immer mehr Unternehmen beteiligen sich an der Hilfe für jene, die wegen Krieg und Terror ihre Heimat verlassen mussten.
Neben kleineren Betrieben, die oft vor Ort Hilfe leisten, sind auch zahlreiche große Unternehmen mit dabei. Doch Firmen, die sich engagieren, erhalten nicht nur positives Feedback. Auf sozialen Medien wird auch von Hasspostern Stimmung gemacht, zudem mobilisiert die FPÖ gegen hilfsbereite Wirtschaftstreibende.
T-Mobile startet neue Initiative
Mit Unterkünften und Kommunikationsdienstleistungen unterstützen etwa die drei großen österreichischen Mobilfunker A1, "3" und T-Mobile die Flüchtlinge und Hilfsorganisationen. T-Mobile hat unter dem Motto "#ConnectRefugees" verlautbart, 50.000 Euro für die Schaffung von Wohnraum bereitzustellen und außerdem "mehrere hundert" kostenlose Internetverbindungen und 1.000 SIM-Karten für den Zugriff aufs Datennetz anzubieten. Dabei arbeitet man mit der Caritas zusammen, welche die Ressourcen vor Ort zum Einsatz bringt.
Einige Kunden begrüßen diese Aktion auf Facebook und loben T-Mobile dementsprechend. Allerdings werden auch Erklärungen wie "Denke ich kündige alles was ich bei T-Mobile habe" [sic!] oder "als ob die menschnhändla caritas und co, e ned genug fam staat griagn wtf" [sic!] gepostet.

Strache kritisierte "3" für Hilfsaktion
Hilfsaktionen wie diese geraten aber auch ins Visier der FPÖ. Schon vergangenen Oktober hatte "3" ein Wiener Flüchtlingsquartier mit mobilem Internet und Fernsehen ausgestattet. Dies wurde von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache prompt für Stimmungsmache genutzt. "Viele Bürger sind sprachlos. […] Wir haben jedoch auch viele obdachlose Österreicher, viele arme Österreicher und Menschen mit Mindestpension, denen diese Sponsorenleistung versagt bleibt! Eine weitere Instinktlosigkeit!", formulierte er damals auf Facebook.
Das, obwohl "3" nach eigenen Angaben auch weitere soziale Initiativen unterstützt und auch sozial bedürftigen Österreichern unter die Arme greift. "Wir unterscheiden nicht zwischen Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder Religion", konterte der Telekommunikationsbetreiber dem freiheitlichen Politiker.
Freiheitliche Arbeitnehmer wettern gegen dm
Doch auch auf kleinerer Ebene schießen FPÖ und parteinahe Organisationen gegen Firmen. So dokumentiert die Plattform FPÖ Watch auf Medium.com zwei weitere Fälle. Die Drogerie-Handelskette dm ermöglicht Kunden den Kauf symbolischer "Willkommenspakete" in der Höhe von fünf bis 20 Euro. Diese bestehen aus Hygieneprodukten zum Einkaufspreis, die der Händler an von der Diakonie und Caritas betreute Einrichtungen abgibt, wobei er für die Transportkosten aufkommt.
Den Freiheitlichen Arbeitnehmern Niederösterreich scheint dies ein Dorn im Auge zu sein. "Auch ein großer Player steigt jetzt in die Asylindustrie ein", schrieb man am 10. August auf Facebook. Dazu wurden auch die E-Mail-Adresse des Kundenservice und die Kunden-Telefonhotline als Möglichkeit zur "kostenlosen Kritik" angeführt.

Kunden spendeten über 350.000 Euro für Hygiene-Pakete
Nichtsdestotrotz läuft die Hilfsaktion bis dato erfolgreich, wie dm gegenüber dem WebStandard erklärt. Am 8. September verlautbarte dm, dass neben "vielen positiven Rückmeldungen" bereits "über 350.000 Euro" zusammengekommen seien. Die Pakete wurde bis Ende September verlängert, dann soll über das weitere Vorgehen anhand des bestehenden Bedarfs entschieden werden.
Laut dem Unternehmen ist das Feedback auf die Initiative mehrheitlich positiv. Es gebe "vereinzelt negative Reaktionen". Der Konzern sieht sich auch durch die Meinungsforschung darin bestätigt, dass "die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher […] helfen und spenden will". Auch abseits der Flüchtlingssituation betätigt sich dm sozial, etwa durch kostenlose Windellieferungen an "sozial benachteiligte Familien".
FPÖ Floridsdorf nimmt Haus des Meeres ins Visier
Kritik vonseiten der Freiheitlichen musste sich auch das Wiener "Haus des Meeres" gefallen lassen. Dieses kündigte an, den gesamten am 16. September erwirtschafteten Umsatz für Flüchtlingsprojekte zu spenden. "Vielleicht sollten die Besucher darüber informiert werden, ob ihnen dies überhaupt recht ist", meinte dazu die FPÖ Floridsdorf in Richtung des privaten Zoos.

FP-Abgeordneter und "Unzensuriert" gegen Erste Bank
Das FPÖ-nahe Onlinemedium "unzensuriert.at" arbeitet sich derweil an einer ebenfalls schon länger laufenden Aktion der Erste Bank ab. Diese stellt Aslywerbern kostenlose Konten zur Verfügung. Auf die Kritik durch den FPÖ-Nationalratsabgeordneten Peter Wurm hin erklärte man, dass die dabei entstehenden Kosten von der Bank selber getragen und nicht auf andere Kunden abgewälzt würden.
Dieser unterstellt dem Unternehmen nun in einer neuen Aussendung, die "Unwahrheit" zu verbreiten, da man schon im "Einsteigerseminar in Bankwirtschaft" lerne, dass es sich nur um "puren Umverteilungssozialismus" zum Schaden der Österreicher "aus falsch verstandenem Gutmenschentum" handeln könne. Konkrete Rechnungen oder Belege bleibt Wurm, der die Aktion "parlamentarisch aufrollen" will, schuldig. "Unzensuriert" sieht den "Asylanten-Gratiskontoschmäh" trotzdem als "entlarvt" an. (Georg Pichler, 20.09.2015)