Rammelhof gastieren mit "Putins Nightmare" im Rabenhof.

Foto: Theater Rabenhof/Rammelhof

Wien – Uniformiert tritt der ganze Rammelhof auf die Bühne des Rabenhof-Theaters, nur nicht uniform: Der Bassgitarrist schlägt die Seiten im Tarnanzug an und "General Geri" trägt zur schwarzen Uniform einen Helm, der die Teletubbies neidisch machen könnte (schwarz mit rotem Licht). Auch "Gina der Gino" passt mit Jacke und Fliegerbrille zum Look und der Drummer "Urgos Brutalos" fügt sich schon namentlich in das Bild des Ungehorsams.

Brachial wird sofort gegen alle Obrigkeiten angesungen. Allen voran Wladimir Pu-Pu-Putin. Mit dem Lied hat die Band nicht nur den Protestsongcontest, sondern auch die Aufmerksamkeit des Internets gewonnen. Fast eine Million Klicks hat das Video mittlerweile auf Youtube generiert, nachdem es lange Zeit recht unbemerkt vor sich hinkrähte. Vor allem Ukrainer erfreute die Kritik am russischen Präsidenten und dem allgemeinen Führerkult.

Rammelhof Band

Putins Nightmare nennt sich folgerichtig das Rocktheater, mit dem der Rabenhof die neue Saison eröffnete. Putin selbst tritt auf, um den krakeelten Endreimen ein Ende zu bereiten. Wie das Krokodil der Kasperlstücke droht, schimpft und flucht die Karikatur: Rammelhof werde er eigenständig Einhalt gebieten, wenn es schon seine Vasallen nicht können. Das ist charmanter Größenwahn seitens der Band. Oder doch seitens Kasperl-Putins?

Denn: Die ganze Welt ist ein Rammelhof und das Gitarrenduell, zu dem Putin "Wehrmann Schrüll" herausfordert, muss verlorengehen. Nach dem Rock-off eskaliert alles: Panzer, U-Boote und Raketen werden aufgefahren, bis der Geifernde schließlich verzweifelt. Er verliert seine Hose, wird mit Gay-Pride-Fahne bestückt und wirkt plötzlich nicht mehr unzufrieden.

Die Fans gaben einem Impuls nach, den sie wohl aus Zeiten kennen, als sie Kasperl zur Rettung rufen konnten. Sie beklatschten die Rock-Kasperliade eifrigst. Am Ende gab es für so viel augenzwinkernde Provokationen stehende Ovationen. Es ist ja in Ausnahmen recht schön, die Welt ganz einfach zu sehen. (Florian Kutej, 17.9.2015)