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Exmanagerin Carly Fiorina zeigt im US-Vorwahlkampf Stärke

Foto: ap

Es war im vergangenen Frühjahr: Fast täglich nennen die US-Medien Namen von Republikanern, die 2016 die Präsidentschaftswahl gewinnen wollen. Die meisten sind Politurgesteine, und absolut alle sind Männer.

Dann die große Ausnahme: Carly Fiorina, Exchefin des Computerriesen Hewlett-Packard (HP) und schon 2008 Beraterin für John McCain in dessen Wahlkampagne gegen Barack Obama. Spätestens damals soll die heute 61-Jährige mit einer Vorliebe für Gartenarbeit und das Klavierspiel Geschmack gefunden haben am Gedanken, selbst auf der Bühne zu stehen.

Und die in zweiter Ehe Verheiratete stieg gleich im großen Stil ein: Im Rennen um einen Senatsposten für Kalifornien 2010 – nur wenige Monate nach einer überstandenen Brustkrebsbehandlung und nachdem eine Stieftochter wegen Alkoholismus gestorben war. Doch die geborene Texanerin verlor gegen die abgebrühte Amtsinhaberin Barbara Boxer.

Aber seitdem verstummten Gerüchte um ihre Ambitionen in den politischen Korridoren zwischen Sacramento und Washington niemals ganz. Als Fiorina einen neuerlichen Versuch für die Senatswahl 2016 dementierte, wusste die Washington Post schnell zu berichten, dass sie Höheres plane: die Präsidentschaft der USA.

Vollblutpolitikerin ist Fiorina keine: 1976 schloss sie das Studium der Geschichte und Philosophie des Mittelalters in Stanford ab. Mit einem Business-Master versehen, stieg sie beim Telekommunikationskonzern AT&T ein. Highlight ist 1999 bis 2005 der Job als Präsidentin und CEO bei HP – ein Engagement, das allerdings mit ihrem Rauswurf endet, über dessen Gründe nur spekuliert werden kann. Als wahrscheinlich gelten Differenzen bei der Übernahme des Konkurrenten Compaq sowie eine schwache Performance an den Börsen.

Das dürfte kein Hindernis gewesen sein für Pläne des damaligen US-Präsidenten George W. Bush, Fiorina 2005 zur Weltbankchefin zu machen. Doch den Job bekam Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz. Es wurde dann ruhiger um die Managerin, die in Ghana und England aufgewachsen war.

Am Mittwoch stand sie schließlich im Mittelpunkt der republikanischen TV-Debatte – und auch nur, weil sie sich dank steigender Umfragewerte in den illustren Kreis der Kombattanten hineinreklamieren konnte. Und dort schaffte sie es, sogar den Machorüpel Donald Trump in die Schranken zu weisen. (Gianluca Wallisch, 18.9.2015)