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Fritz Aichinger, Klubobmann der Wiener ÖVP-Rathausfraktion

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Theoretisch ist Isabella Leeb noch Kultursprecherin der ÖVP Wien. Interviews gibt sie aber nicht mehr, denn nach der Wahl wird sie die Funktion abgeben. An wen ist noch ungewiss. Deshalb springen Klubobman Fritz Aichinger und Kulturreferent Florian Mauthe in die Bresche, um dem STANDARD ein Bild vom kulturellen Profil der Wiener Volkspartei zu entwerfen.

Für "Vielfalt und dafür, dass man Kultur nicht einschränken kann" stehe die Wiener ÖVP, sagt Aichinger. "Es gibt verschiedene Geschmacksrichtungen und die Gesellschaft ändert sich. Man sollte nichts ausschließen, sondern viel zulassen und unterstützen." Unverhältnismäßigkeiten wie der Förder-Überhang für die Vereinigten Bühnen Wien sind ihm ein Dorn im Auge. Die Hälfte der 85 Millionen Euro, mit denen die Stadt die darstellende Kunst subventioniert, gehen an Ronacher, Raimund Theater, Theater an der Wien und Kammeroper. "Ob das gerecht ist, weiß ich nicht. Insbesondere als die VBW ein Betrieb der Wien Holding sind und damit der Gemeinde gehören."

Sein Plan: weniger zentrale Hoch- und mehr Bezirkskultur, weniger Höhepunkte und dafür mehr kleine, auch private Projekte. Denn die Frage sei nicht, ob Wien über genug finanzielle Mittel verfüge, sondern wie jene eingesetzt würden. "Was Wien zum Beispiel fehlt, sind Musikschulen. Da haben wir viel zu wenig."

Von der Stadtregierung wünscht man sich, dass "das eine oder andere effizienter und transparenter wird". Etwa habe die ÖVP versucht, große Subventionsgaben an Zielvereinbarungen zu knüpfen. Erfolglos. Von SPÖ und Grünen ebenso abgewehrt worden sei ihr Vorschlag, auch abgelehnte Subventionsanträge offenzulegen, um prüfen zu können, warum manche Förderungen nicht gewährt wurden. Die Opposition sehe derzeit bloß gegebene Subventionen ein, alles andere erfahre man nur über "Hintertritte".

"Grüne sind umgefallen"

Am Herzen liegt Aichinger und Mauthe die Filmförderung als wirtschaftlicher und touristischer Faktor: "Das sind eigentlich keine Subventionen, sondern Investitionen in die Stadt. Als das sehen wir Investitionen in Kultur immer".

Ebenso als Investitionen in die Gemeinschaft. "Es sollte kein Unterschied sein zwischen 'migrantischen' und 'österreichischen' Gruppen. So kommen auch die einzelnen Gesellschaftsschichten noch näher zusammen", ist Aichinger überzeugt.

Harsche Kritik gibt es v. a. für die Grünen. "Die haben jetzt fünf Jahre Zeit gehabt. Sie haben viel verlangt, was auch wir verlangt haben, gemacht haben sie aber genau gar nix. Sie haben nicht nur nicht umgesetzt, sie sind umgefallen", ärgert sich Mauthe. (wurm, 18.9.2015)