Foto: Assassin's Creed Unity

Der bevorstehende Spiele-Herbst könnte abermals von mangelhaften Produktionen versalzen werden. Hersteller scheinen aus dem Debakel um fehlerhafte Games im vergangenen Jahr wenig gelernt zu haben. Dies behaupten aktuell zumindest einige Branchenexperten von QA-Firmen und Lokalisierungsdienstleistern gegenüber der Industrieseite MCV.

"Der Vorlauf zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft wird sich nicht von jenem im letzten Jahr unterscheiden", sagt Chris Rowley, Lokalisationsleiter bei Pole to Win. "Konsolenspiele sind teuer in der Produktion, den Veröffentlichungszeitpunkt zu verpassen, ist eine nicht akzeptabel für die Publisher. Day-One-Updates sind in den letzten Jahren zur Norm geworden, um dieses Problem zu lösen. Doch in Wahrheit braucht es oft mehrere Patches, wenn das Spiel signifikant hinter dem Plan hinterher hinkt."

Hartnäckiges Problem

Insofern werde man wieder mit zahlreichen technischen Mängel rechnen müssen, ergänzt Mathieu Lachance, Direktor für die Qualitätssicherung bei Babel. "Es wird viele Spiele geben, die mit großen Bugs und Problemen starten. Es ist unmöglich, ein fehlerfreies Spiel herauszubringen." Eine Pauschallösung für dieses Problem gebe es nicht, einen Marktstart zu verzögern, könne sich nicht jeder Hersteller leisten. "In einigen Fällen kann eine Verschiebungen zu schlimmeren Konsequenzen für ein Spiel oder den Entwickler führen, als die Bedenken bei der Qualität. Man muss zwischen den Erwartungen bei der Qualität und dem finanziellen Risiko abwägen", so Lachance.

Trotz dieser misslichen Situation, gebe es laut James Cubitt, Manager von Universally Speaking, Grund zur Hoffnung sofern sich das Image von Verschiebungen bessert. "Es wird besser, aber die Probleme sind noch lange nicht gelöst. Die Leute müssen damit aufhören, eine Verschiebung als etwas Schlechtes zu sehen. Sowohl die Firmen, als auch die Spieler. Die Vielzahl an Firmen, die die Qualitätssicherung einfach in den Schlussspurt reinquetschen, ohne dass sie noch genug Zeit zum Bugfixing und Neutesten hätten, schaden ihren eigenen Spielen."

Katastrophenjahr 2014

Dieses Umdenken ist heuer zwar schon bei einigen Produktionen zu vermerken. So kündigten mehrere Studios an, ihre großen Blockbuster vom Weihnachtsgeschäft in das Frühjahr zu verlegen. Doch gerade jährlich erscheinende Serien können es sich nur schwer leisten, einen Release zu verzögern – denn dies würde gleich den kompletten Zyklus durcheinander bringen. Vergangenes Jahr sorgten gleich mehrere namhafte Titel wie "DriveClub", "Assassin's Creed Unity" und "Halo: The Master Chief Collection" mit teils katastrophalen Mängeln für Negativschlagzeilen.

Anfang des Sommers erzürnte die mangelhafte PC-Version von "Batman: Arkham Knight" die Spielerschaft. Vielleicht mit ein Grund, weshalb die Hersteller von "Need for Speed" und "Assassin's Creed Syndicate" vorsorglich die Veröffentlichung der jeweiligen PC-Fassung nach hintern verlegt haben. (zw, 18.9.2015)