Bagdad – Nach Beschwerden sunnitischer Einwohner über gewaltsame Übergriffe sollen sich die schiitischen Milizen aus der irakischen Stadt Tikrit zurückziehen. Es sei angeordnet worden, dass die bewaffneten Gruppen von Einheiten der Polizei ersetzt würden, erklärte ein irakischer Offizieller am Freitag.

Milizen und die irakische Armee hatten die Stadt rund 170 Kilometer nördlich von Bagdad Ende März von der sunnitischen Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) eingenommen. Danach wurden Vorwürfe laut, schiitische Kämpfer hätten Sunniten verschleppt, Geschäfte geplündert und Häuser zerstört.

Saddam-Hochburg

Als Heimstadt des früheren Präsidenten Saddam Hussein galt Tikrit als Hochburg von Anhängern des ehemaligen, sunnitisch geprägten Regimes. Viele Einwohner wurden zudem verdächtigt, mit dem IS zusammengearbeitet zu haben. Die Extremisten hatten im Sommer 2014 nach der Einnahme Tikrits mindestens 1.300 schiitische Rekruten zusammengetrieben und erschossen. Die Leichen wurden in Massengräbern verscharrt.

Die schiitischen Milzen gelten als militärisch stärker als die Armee. Sie beherrschen zudem zahlreiche Viertel der Hauptstadt Bagdads und genießen starken politischen Einfluss. Kritiker werfen der von der Mehrheit der Schiiten dominierten Regierung vor, sie diskriminiere Sunniten und habe sie so in die Arme des IS getrieben. (APA, 18.9.2015)