Elisabeth Oberzaucher ist Ig-Nobelpreis-Trägerin.

Foto: Marin Gazzari / Uni Wien

Der kleine Ort Förolach in Kärnten darf sich seit der vergangenen Nacht als Geburtsort einer österreichischen Ig-Nobelpreis-Trägerin bezeichnen. Das verspricht zwar nicht ganz die großen Freudenstürme, die es geben könnte, wenn die Förolacherin Elisabeth Oberzaucher, Anthropologin an der Universität Wien, den ehrwürdigen Nobelpreis gewonnen hätte.

Aber man darf nicht unbescheiden sein: Der Ig-Nobelpreis wird seit 25 Jahren an kuriose, aber seriös durchgeführte Forschungen vergeben. Anfangs dachte man noch, dass dieser Schmähpreis eine Kränkung für ein ernsthaftes Forscherleben ist. Bis heute werden alle Nominierten gefragt, ob sie die Auszeichnung annehmen wollen – kaum jemand lehnt ab. Und mittlerweile reißen sich die Wissenschafter geradezu darum. Gut zwanzig Prozent der etwa 9000 Nominierten kommen von ihnen selbst. Sie haben aber wenig Gewinnchancen.

Elisabeth Oberzaucher, Jahrgang 1974, hat nun gemeinsam mit Karl Grammer, dem 1950 geborenen Verhaltensforscher und Anthropologen, für die Computersimulation der legendären Zeugungsfreude eines marokkanischen Sultans den Preis gewonnen. 888 Kinder soll dieser Mann gezeugt haben, Oberzaucher und Grammer kamen zum Schluss: Ja, das geht sich aus – mit zweimal Sex am Tag. Angesichts des Themas hätten die beiden Wissenschafter vermutlich ahnen können, zumindest auf eine Shortlist heißer Ig-Nobelpreis-Kandidaten zu kommen. Aber es ging ihnen wohl eher darum, am Computer einmal nachzurechnen, wie viele Kinder ein Mensch denn überhaupt haben kann. Dass die Arbeit vom renommierten Fachjournal Plos One publiziert wurde, beweist schließlich auch, dass es sich um seriöse Wissenschaft handelt.

Oberzaucher studierte an der Universität Wien Biologie und schloss das Studium mit einer Diplomarbeit über positive Auswirkungen von Grünpflanzen auf die kognitive Leistungsfähigkeit ab. Ihr Doktoratsstudium am Ludwig-Boltzmann-Institut für Stadtethologie schloss sie 2003 ab. Sie lehrt am Department für Anthropologie der Uni Wien – mit Grammer, der Leiter des Boltzmann-Instituts war, hat sie schon häufig publiziert. Darunter Studien, die auch Inhalte versprechen, die mindestens genauso lebensnah sind wie jene über das Zeugungsverhalten des Sultans: Eine handelte etwa von individuellen und geschlechtsspezifischen Körpergerüchen. (Peter Illetschko, 18.9.2015)