Ankara/Athen – Wirtschaft und öffentliche Meinung in der Türkei haben erleichtert auf die Zusammenstellung der Kandidatenliste der regierenden konservativ-islamischen AKP reagiert. Reformorientierte Köpfe und Politiker, die für ihre mäßigenden Interventionen bekannt sind, haben doch noch Platz bei den für 1. November geplanten Parlamentswahlen gefunden.

Zustimmend vermerkt wurde vor allem die Rückkehr der langjährigen bisherigen Minister für Wirtschaft und für Finanzen, Ali Babacan und Mehmet Şimşek. Beide gehören der seit Ende August amtierenden Übergangsregierung nicht an. Sie wurden auch nicht mehr in das oberste Führungsgremium der AKP gewählt.

Über 100.000 gegen PKK

Auf der Kandidatenliste stehen nun auch als besonnen geltende Politiker wie der frühere Parlamentspräsident Cemil Çiçek. Nicht zum Zug kam dagegen der Abgeordnete und Chef der AKP-Jugend, Abdurrahim Boynukalim. Er hatte den ersten Angriff eines Mobs auf das Verlagsgebäude von Hürriyet in Istanbul am 6. September angeführt und wurde danach in die AKP-Spitze gewählt.

Mehr als 100.000 Menschen folgten am Sonntag einem Aufruf von Präsident Tayyip Erdoğan und dessen Premier Ahmet Davutoğlu und versammelten sich im Istanbuler Stadtteil Yenikapi auf dem offiziellen Demonstrationsplatz. Es war die bisher größte Kundgebung gegen die Terrororganisation PKK. (Markus Bernath, 20.9.2015)