Frank-Jürgen Weise leitet das deutsche Bundesamt für Migration.

Vielleicht bekommt Frank-Jürgen Weise, wenn er nächstes Jahr 65 Jahre alt wird, mal zur Abwechslung die Leitung eines "schönen" deutschen Bundesamtes übertragen. Bundesamt für Gartenpflege oder so etwas. Es wäre ein Ausgleich zu seiner aktuellen Tätigkeit.

Denn Weise, der seit elf Jahren der Bundesagentur für Arbeit (BA) vorsteht, wird nun zusätzlich die Leitung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) übernehmen. Immerhin: Beide Behörden haben ihren Hauptsitz in Nürnberg, da sind dann für Weise die Wege nicht so weit.

Zwar unterscheiden sich die beiden Ämter in der Anzahl ihrer Mitarbeiter deutlich – während die Arbeitsagentur bundesweit 100.000 hat, sind es beim BAMF nur 3000 -, doch die Herausforderung ist deshalb nicht kleiner. Im Gegenteil: Weise wird geholt, weil die deutsche Regierung einen erfahrenen Krisenmanager braucht, um den Flüchtlingsstrom in geordnete Bahnen zu lenken.

Der bisherige BAMF-Chef Manfred Schmidt ist zurückgetreten, nachdem die Kritik an der Dauer der Asylverfahren immer lauter geworden war. Derzeit stauen sich in Deutschland 300.000 unbearbeitete Anträge.

Es ist Weise zuzutrauen, dass er für Ordnung sorgt. Er gilt als äußerst diszipliniert und gut organisiert. Er verpflichtete sich nach der Matura für zwölf Jahre bei der Bundeswehr, ließ sich zum Fallschirmjäger ausbilden und absolvierte ein BWL-Studium.

Später war er im Nato-Stab in Brüssel im Einsatz. In dieser Zeit lernte er bei einer Übung den damaligen Chef der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster, kennen. Der holte Weise 2002 als Finanzvorstand. 2004 musste Gerster wegen dubioser Beraterverträge gehen, Weise rückte nach.

Die Öffentlichkeit nimmt seither einmal pro Monat von ihm Notiz – wenn Weise vor die Kameras tritt und die neuesten Arbeitslosenzahlen bekanntgibt. Anfangs war das keine einfache Sache, vor allem nicht im Winter 2005, als die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland erstmals über die Fünf-Millionen-Marke kletterte.

Dass es heute 2,8 Millionen sind, ist auch Weise zu verdanken. Er baute die vormalige Bundesanstalt für Arbeit, die die Arbeitslosen hauptsächlich verwaltete, zur Bundesagentur mit kürzeren Vermittlungszeiten um. Genau das erwartet sich die deutsche Bundesregierung vom zweifachen Familienvater nun auch an der Spitze der Flüchtlingsbehörde: dass unter seiner Führung die Dauer der Asylverfahren deutlich sinkt. (Birgit Baumann, 21.9.2015)