FS Misik heute mit folgenden Themen:

1. Alexis Tsipras ganz persönlicher Sieg. Obwohl ihn fast alle seine populären Mitstreiter den Rücken zukehrten, holte sich Alexis Tsipras offenbar in der letzten Wahlkampfwoche noch einen wichtigen Teil seiner enttäuschten Wähler zurück und gewinnt triumphal. Was ist jetzt zu erwarten und zu erhoffen? Erstens muss jetzt über die Streichung eines Teils und eine Umstrukturierung eines anderen Teils der griechischen Schulden verhandelt werden. Und die Eurozonen-Hardliner müssen einsehen, dass sie das verabschiedete Austeritätsprogramm, von dem jeder weiß, dass es nicht funktionieren kann, schnell und geräuschlos verräumen müssen. Tsipras und Syriza werden nun wohl versuchen, innerhalb der Europäischen Union mit etwas mehr Geschick Allianzen für einen Politikwechsel hinzukriegen. Was leichter wird, wenn Ende dieses Jahres in Spanien eine PSOE-Podemos-Regierung gewählt wird, also eine Regierung aus Sozialdemokraten und der neuen Linkspartei, was im Moment das Wahrscheinlichste ist.

2. Welchen Einfluss wird die Flüchtlingswelle auf die Wiener Wahl haben? Die SPÖ Wien hat Rückenwind, weil sie jetzt wieder Elan hat. Gleichzeitig nützt die gegenwärtige Situation auch der FPÖ. Zudem führt die Inszenierung eines Zweikampfs zu einer Polarisierung, die beiden Parteien Prozente bringt. Wer aber glaubt, dass die gegenwärtige Situation vor allem der FPÖ nützt, der sollte mal die Innenstadtbezirke verlassen und sich unter die Menschen mischen. Schwierig ist die Situation für die Grünen, denen Wähler wieder in Richtung SPÖ davonlaufen werden, und vor allem für die Neos und die ÖVP, die völlig zerrieben werden. Versicherung für all das gibt es natürlich drei Wochen vor den Wahlen keine, aber es gibt auch keinen Grund, sich zu Tode zu fürchten.