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Werner Sallomons Teamchef-Ära endet. In 32 Begegnungen unter dem Klosterneuburger gab es 14 Siege und 18 Niederlagen, in Bewerbspielen lautete die Bilanz 8:4.

Foto: APA/PUNZ

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Dem Basketball-Nationalteam fehlt nicht mehr viel, um sich auf sportlichem Weg für eine EM zu qualifizieren.

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Wien – Eine Meldung, die im Jubeltaumel um die ewig abgefeierten Fußballspieler jeglicher Zugehörigkeit (ÖFB-Team, Rapid, etc. ) in der vergangenen Woche untergegangen ist: Das Basketball-Nationalteam hat vorübergehend keinen Teamchef mehr. Der Vertrag von Werner Sallomon wurde nach drei Jahren Laufzeit nicht verlängert. Einen Nachfolger will der Verband (ÖBV) bis Mitte November gefunden haben.

"Enttäuscht bin ich nicht. Es fehlt das Vertrauen seitens der Verbandsspitze, um mit mir in Zukunft erfolgreich zu sein. Das ist nichts Persönliches", sagt Werner Sallomon. Ein wenig Enttäuschung schwingt aber beim 55-Jährigen mit. Das Team hat sich im Sommer stark präsentiert, bei einem Einladungs-Turnier in Italien sowie in Litauen gegen den neuerlichen Vize-Europameister eine gute Figur abgegeben. Es war aber auch ein Auf und Ab. Gegen Litauen konnte Österreich aufgrund vieler Verletzungen nur neun fitte Spieler aufbieten. Der Teamchef hätte für den Testspiel-Sommer gerne 14 Spieler nominiert, der Verband gab ihm nur 12.

Das einzige Heimspiel gegen Japan "wurde zum Medienspektakel hochstilisiert". Russland-Legionär Rasid Mahalbasic (Nischni Nowgorod) sollte an der Seite von NBA-Hoffnung Jakob Pöltl spielen. "Geholfen hat uns ein einziger Einsatz von Rasid nicht, im Gegenteil: Das hat unser Zusammenspiel eher gestört." Ein Highlight: Pöltl füllte in Litauen NBA-Center Jonas Valanciunas mit 27 Punkten ordentlich an, war Topscorer der Partie. Eine offensive Leistung, die er in seinem gesamten ersten Jahr auf dem College in Utah nicht gebracht hat.

Sallomons Bilanz

Das öffentliche Interesse an Basketball in Österreich ist weiterhin enden wollend. Von der verwichenen Basketball-EM wurde im deutschsprachigen Raum bis auf die Deutschland-Partien kein einziges (!) Match im Fernsehen gezeigt. Nicht einmal im Pay-TV. Dafür rennt jeden Tag irgendwo ein Fußball-Match.

Sallomon würde gerne aufhören, "in der Diskussion herumzugurken und ein Level schönzureden, auf dem wir gar nicht sind." Er meint damit nicht nur den Stellenwert einer Sportart, sondern auch die Erwartungshaltung. Der Tenor: "Österreich hätte sich doch bitte schön für die EM qualifizieren müssen", auch in einer Gruppe mit Deutschland und Polen. Aberwitzig. Österreich ist noch immer ein Basketballzwerg. Man scheiterte aber knapp, vergeigte im Heimspiel gegen Deutschland einen Sieg im Schlussviertel. Dennoch: So nahe einem EM-Ticket war man in der Vergangenheit nie. 2013 war in der Vorqualifikation gegen die Schweiz Endstation.

"Sallomon war sicher die richtige Entscheidung. Er hat die Spieler weiterentwickelt. Aber die Verbandsspitze ist der Meinung, dass wir für den finalen Schritt zur EM-Endrunde 2017 einen Wechsel vornehmen müssen", heißt es seitens der ÖBV-Führung.

Die Zukunft

Die guten Voraussetzungen: Der Kader ist stabil, der neue Teamchef wird mehr Legionäre einberufen dürfen denn je zuvor. Was das Erbe Sallomons für die Zukunft ist? "Ich bin stolz auf die Spieler, habe ein Team hinterlassen, dass den Glauben hat, im nächsten Jahr den Sprung zu einer Endrunde zu schaffen." Der europäische Basketball-Verband wird im Dezember entscheiden, wo die Europameisterschaft 2017 stattfindet.

Als Coach sieht sich Sallomon in nächster Zeit nicht, nach 40 Jahren im Basketball fehlt momentan der Reiz. Nach Istanbul und zu den Bayern nach München wird er hospitieren fahren. Auf den Selbstvermarktungs-Zug springt er wie so viele andere Trainer nicht auf. "Bei mir standen immer die Spieler im Vordergrund." Als Direktor des Sonderpädagogischen Zentrums in Klosterneuburg und als Obmann des örtlichen Bundesligisten wird ihm nicht fad.

Ein Ehrlichkeit in der Diskussion um die Baustelle Basketball wäre wünschenswert. Von Perspektiven wie im Fußball ist man Lichtjahre entfernt. "Ich glaube, eine semi-professionelle Bundesliga könnten wir gut betreiben. Jedenfalls besser als die Pseudo-Profiliga, die wir jetzt haben." (Florian Vetter, 21.9.2015)