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Der meiste Strom hat hierzulande mittlerweile ein Mascherl.
Wien – Die Stromkennzeichnung in Österreich, mit der unser Land ein Vorreiter in Europa war, funktioniert mittlerweile fast lückenlos. Bereits 89,1 Prozent des Stroms stammten 2014 aus Ökostrom, um 10,5 Prozentpunkte mehr als ein Jahr davor, nur noch 0,27 Prozent aus "unbekannter Herkunft". Der Atomstromanteil sank rein rechnerisch von 2,5 auf 0,1 Prozent, sagte E-Control-Vorstand Martin Graf am Montag.
Im Jahr 2007, dem Beginn der Datenreihe, lag der Anteil an Strom unbekannter Herkunft noch bei gut 20 Prozent. Der Anteil fossiler Energieträger (Kohle, Öl, Gas) sank allein voriges Jahr um vier auf 10,4 Prozent, 2007 waren es noch beinahe 20 Prozent.
Die zum Herkunftsnachweis eingesetzten Zertifikate stammten 2014 zu 69 Prozent aus Österreich, ferner u.a. zu über 18 Prozent aus Norwegen, zu mehr als 5 Prozent aus Schweden, zu fast 3 Prozent aus Slowenien und zu 2,6 Prozent aus Deutschland.
Die abgegebene Ökostrom-Menge aller heimischer Anbieter verdreifachte sich binnen drei Jahren auf 30.456 GWh. Allein 2014 erhöhte sich die Zahl der Ökostromlieferanten um fast ein Viertel auf 107, hieß es vor Journalisten.
Umweltaktivisten und Branchen-Lobbyisten orten hingegen eine "Mogelpackung", wie etwa die IG Windkraft: Der Stromkennzeichnungsbericht zeige, dass Österreich seinen Stromverbrauch noch immer mit bis zu elf Prozent Atomstrom decke. Auch die Kleinwasserkraft Österreich meinte, diese Art der Stromkennzeichnung verschleiere Atomstromimporte. Das Anti-Atom-Komitee aus Freistadt (OÖ) forderte, Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) solle die "Irreführung der Bevölkerung" beenden, denn am tatsächlichen Import von Atomstrom oder Graustrom würden Zertifikate nichts ändern.
Moderater äußerte sich Global 2000, dort begrüßt man die mittlerweile lückenlose Darstellung der Herkunft des Stroms und freut sich über die Entscheidungsmöglichkeit der Verbraucher "für mehr Klimaschutz und gegen Atomstrom"; jedoch mahnt man 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren ein, statt der 89 Prozent. (APA, 21.9.2015)