Quito/Bogota/Caracas – Kolumbien und Venezuela wollen ihren seit rund einem Monat schwelenden Grenzkonflikt beilegen. Auf Vermittlung ihrer Kollegen aus Ecuador und Uruguay einigten sich die Präsidenten Juan Manuel Santos und Nicolas Maduro am Montag nach fünfstündigen Gesprächen in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito, die Lage an der gemeinsamen Grenze schrittweise zu normalisieren.

In einer gemeinsamen Erklärung kündigten sie zudem die "sofortige Rückkehr" ihrer Botschafter in das jeweilige Nachbarland an. Venezuela hatte Mitte August damit begonnen, mehrere Grenzübergänge nach Kolumbien zu schließen. Die Regierung in Caracas reagierte damit auf einen Angriff auf drei ihrer Soldaten und einen Zivilisten während eines Einsatzes gegen Schmuggler. Sie machte kolumbianische Paramilitärs für den Angriff verantwortlich, die an florierendem Grenzschmuggel beteiligt sein sollen.

In der Folge verwiesen die venezolanischen Behörden mehr als 1.500 Kolumbianer des Landes, mehr als 18.000 weitere flohen aus Angst vor Repressionen. Auf dem Höhepunkt des Streits riefen beide Länder Ende August ihre Botschafter zu Konsultationen zurück.

Alle Versuche der Außenminister, die verfahrene Situation zu lösen, schlugen fehl. Sie konnten nicht einmal ihre Präsidenten zu einem Treffen bewegen. Auf Vermittlung des ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa vereinbarten beide Seiten nun, die Situation entlang der über 2200 Kilometer langen gemeinsamen Grenze zu untersuchen. Ein erstes Ministertreffen zu dem Thema soll am Mittwoch in Caracas stattfinden.

Kolumbiens Staatschef Santos lobte am Montag ausdrücklich die "ruhigen, respektvollen und produktiven" Gespräche. Sein venezolanischer Kollege Maduro sprach von einem "Sieg des gesunden Menschenverstands".

Im Grenzgebiet zwischen Venezuela und Kolumbien blüht der Schmuggel mit subventionierten Lebensmitteln und Benzin aus Venezuela, das sich tief in der Rezession befindet. Maduro sieht darin einen "Angriff auf die Wirtschaft" seines Landes. "Es war ein Treffen im Klima der Brüderlichkeit", sagte Maduro nach der Zusammenkunft mit seinem kolumbianischen Kollegen Santos in Quito. "Wir haben gezeigt, was mit politischen Willen zu schaffen ist."

Zu den sieben Punkten, auf die sich die Präsidenten einigten, gehört auch die Untersuchung der Grenzsituation und ein Ministertreffen am Mittwoch in Caracas. Die Staatschefs versicherten, die unterschichtlichen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Modelle der beiden Länder anzuerkennen.

In der Grenzregion blüht der Schmuggel mit subventionierten Lebensmitteln und Benzin aus Venezuela. Die Regierung in Caracas wirft dem Nachbarland vor, einen Wirtschaftskrieg gegen den sozialistischen Staat zu führen. "Wir haben unterschiedliche Visionen vom Fortschritt, aber wir respektieren uns", sagte Santos. (APA, 22.9.2015)