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Um das Risiko für einen Rückfall zu vermindern, entscheiden sich die behandelten Ärzte oft für eine mehrmonatige Chemotherapie. In manchen Fällen wäre diese Behandlung nicht notwendig, da die eine oder andere Patientin ein niedriges Rückfallrisiko gehabt hätte.

Foto: AP/Damian Dovarganes

Wien – Patientinnen, die an einem Brustkrebs leiden, der Hormonrezeptoren aufweist, mussten bislang mitunter einen regelrechten "Therapiemarathon" über sich ergehen lassen. Zusätzlich zur antihormonellen Therapie wurde oft noch eine nebenwirkungsreiche Chemotherapie verordnet. Mit Hilfe des sogenannten "Prosigna-Tests" können nun jene Patientinnen identifiziert werden, die ein geringes Rückfallrisiko haben und denen künftig die Chemotherapie erspart werden kann. Die Medizinische Universität Wien führt diesen Test derzeit als einziges Spital in Österreich sowohl für interne als auch für externe Patientinnen durch.

Chemotherapie nicht immer notwendig

Jedes Jahr erkranken in Österreich etwa 5.200 Frauen an Brustkrebs. Für die Behandlung teilen die Brustkrebsexperten die Tumoren in verschiedene Subgruppen ein. Eine davon betrifft den sogenannten Hormonrezeptorstatus. Hormonrezeptor-positive Tumoren sind die häufigste Brustkrebsart. Ihr Wachstum wird durch das weibliche Sexualhormon Östrogen unterstützt.

Standardtherapie bei dieser Tumorart ist die sogenannte antihormonelle Therapie. Die weitere Behandlung wurde bisher anhand von klinischen Parametern wie Tumorgröße, Lymphknotenbefall, Alter und Hormonempfindlichkeit festgelegt. Um das Risiko für einen Rückfall zu vermindern, entscheiden sich die behandelnden Ärzte oft für eine mehrmonatige Chemotherapie mit all den damit verbunden Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Haarausfall und Übelkeit.

In manchen Fällen wäre diese Chemotherapie gar nicht notwendig gewesen, da die eine oder andere Patientin ohnehin ein niedriges Rückfallrisiko gehabt hätte.

Therapie an Tumoreigenschaften anpassen

Der Prosigna-Test kann nun jene Hormonrezeptor-positiven Patientinnen identifizieren, die ein Rückfallrisiko von weniger als zehn Prozent in den nächsten zehn Jahren haben. Diesen kann in der Regel eine Chemotherapie erspart werden. Dies betreffe voraussichtlich etwa ein Drittel der Patientinnen, sagen Mediziner der MedUni Wien. Neben der Prognose zum Rückfallrisiko liefert der Test Informationen über die Zusammensetzung des Tumors.

"Mit Hilfe des Tests können wir nun die Therapie noch genauer an die individuellen Tumoreigenschaften anpassen. Das bedeutet, dass wir zukünftig weniger Patientinnen der nebenwirkungsreichen Chemotherapie aussetzen müssen. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass wir damit sogar die Therapiekosten senken können", ist Michael Gnant, Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie und des Brustgesundheitszentrums der MedUni Wien überzeugt

Tests für alle Patientinnen

"Der Test kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn die Prognose anhand der klinischen Parameter allein unsicher ist", erläutert Professor Gnant. Dieser sogenannte multigenomische Test, bei dem mehrere Gene analysiert werden, wurde im Rahmen von Studien unter anderem an der MedUni Wien untersucht. Seine prognostische Genauigkeit sei sehr hoch, betonen die Forscher. Kürzlich wurden die Daten durch eine neue Studie mit mehreren tausend Gewebsproben bestätigt.

Ein Vorteil des Gensignaturtests ist, dass er nicht in ein entferntes Speziallabor geschickt werden muss, sondern in heimischen Labors durchgeführt werden kann. Kleinste Gewebeproben reichen dafür aus. In Wien werden die Tests vom Brustgesundheitszentrum des Comprehensive Cancer Centers Vienna am Klinischen Institut für Pathologie an der MedUni Wien durchgeführt. Das Testergebnis liegt bereits nach wenigen Tagen vor und kann so zeitnah in die Therapieentscheidung einbezogen werden.

Die beiden Institute bieten an, diesen Test auch für externe Patientinnen und Kliniken durchzuführen, sodass österreichweit alle in Frage kommenden Patientinnen von den Ergebnissen profitieren können. (red, 22.9.2015)