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Der Mindestlohn in Deutschland pusht niedrige Löhne nach oben.

Foto: apa / gambarini

Wiesbaden – Deutschlands Arbeitnehmer haben im zweiten Quartal gut verdient und dank der niedrigen Inflation auch deutlich mehr Geld in der Tasche gehabt. Die Löhne stiegen von April bis Juni um 3,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte.

Da die Preise in diesem Zeitraum nur um 0,5 Prozent kletterten, blieb ein realer Lohnanstieg von 2,7 Prozent. Dies war laut Statistik der höchste Zuwachs seit Anfang 2008.

Der Anfang des Jahres eingeführte Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde machte sich deutlich bemerkbar. Vor allem geringfügig Beschäftigte bekamen laut Statistik deutlich mehr Lohn; ihr Verdienst wuchs im zweiten Quartal um kräftige 5,0 Prozent. Zum Vergleich: Bei den Vollzeitbeschäftigten kletterten die Löhne um 3,2 Prozent.

Großer Anstieg

Auch beim Blick auf die sogenannten Leistungsgruppen zeigten sich die Folgen des Mindestlohns deutlich: Ungelernte Arbeitnehmer bekamen 4,8 Prozent mehr Lohn, ein deutlich größerer Zuwachs als bei anderen Beschäftigtengruppen, wie die Statistiker mitteilten. Gleiches gilt demnach für die Arbeitnehmer in den neuen Ländern: Ihr Lohn stieg um 4,6 Prozent, der in den alten Ländern um 3,1 Prozent.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte bereits vergangene Woche eine positive erste Bilanz der Mindestlohneinführung gezogen: Vor allem Ungelernte und Aufstocker, die trotz eines Jobs zusätzlich auf Hartz IV angewiesen sind, profitierten demnach. Die Statistiker erklärten, in welchem Maße genau die Mindestlohneinführung die Lohnsteigerungen beeinflusste, sei nicht zu quantifizieren.

Der durchschnittliche Bruttoverdienst für einen Vollzeitjob ohne Sonderzahlungen betrug im zweiten Quartal laut Statistik im Schnitt 3.616 Euro. Bei leitenden Angestellten waren es demnach 6.584 Euro, bei ungelernten Arbeitern 2.084 Euro. (APA, 22.9.2015)