Bild nicht mehr verfügbar.

Auf Charmeoffensive bei den Wiener Medientagen: Duco van Lanschot mit dem niederländischen Paywall-Anbieter Blendle. Zumindest ein Medium dürft er schon überzeugt haben: den "Kurier".

Foto: apa/Hochmuth

Wien – Martin Gaiger, Geschäftsführer der Digitalsparte des Kurier, hat keine schlechte Plattform gewählt, um eine strategische Neuerung anzukündigen. Am Dienstag erklärte er bei den Wiener Medientagen, dass der Kurier spätestens Anfang nächsten Jahres eine Bezahlschranke für Onlineinhalte installieren werde. Allerdings mit der Einschränkung, dass nur bestimmte Artikel vergebührt werden – etwa Exklusivmeldungen. Wie viel solche Inhalte künftig kosten werden, wollte er nicht präzisieren. Nur so viel: Zehn Cent seien zu wenig, ab 30 Cent werde es interessant, sagte er am Rande der Veranstaltung zum STANDARD .

Wie berichtet, plant der niederländische Paywall-Anbieter Blendle den Gang nach Österreich. Bezahlt wird nicht über ein Abomodell, sondern pro Artikel. Der Markteintritt werde erst erfolgen, wenn die Mehrheit der heimischen Verleger an Bord sei, sagte Duco van Lanschot. Die Einnahmen werden bei Blendle nach dem Schlüssel 70 (Verlage) zu 30 Prozent aufgeteilt.

Der Kurier möchte dabei sein, sagt Gaiger, ohne allerdings zu konkretisieren, ob das Medium seine eigene Technologie implementieren wird oder komplett auf die Technik von Blendle setzt.

Verlagsgruppe News wartet

Kritischer sieht Roman Gaisböck von der Verlagsgruppe News Blendle. Er wünscht sich zwar die Technologie des Unternehmens, räumt aber er ein: "Medien sollten ihre Vertriebskanäle nicht aus der Hand geben." Die technische Lösung, um Printinhalte online zu monetarisieren, möchte die Verlagsgruppe selbst entwickeln. Gaisböck präferiert keinen Einzelverkauf, sondern ein Abo- oder Flatratemodell "wie bei Netflix".

Wie sich Onlinemedien finanzieren, sieht Anita Zielina, Digitalchefin der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), "unideologisch". Es sei nicht schlechter auf Werbung zu setzen statt auf eine Paywall. Hauptsache, das Geschäftsmodell funktioniere. Ein Stück davon entfernt ist noch nzz.at. Beim kostenpflichtigen Österreichableger müsse nach dem Start im Jänner noch an einigen Schrauben gedreht werden, so Zielina. Es gehe aber bereits bergauf. (omark, 22.9.2015)