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Auch mit Staatsanleihen konnte man zuletzt Gewinne erzielen.

Foto: Reuters/GILLES ADT

Wien – Erfolgsverwöhnte Renteninvestoren konnten sich dank Nullzinspolitik und massiver Anleihenkäufe der Zentralbanken zuletzt die Hände reiben. Doch die Goldgräberstimmung wird mit einer Normalisierung der Geldpolitik früher oder später ein Ende finden. Derzeit schaut es nach später aus, hat doch die US-Notenbank Fed in der Vorwoche die Abkehr von der Nullzinspolitik auf die lange Bank geschoben.

Auch deshalb konnten in den vergangenen Wochen Staatsanleihen im Gegensatz zu Aktien Gewinne erzielen. Darin sieht Fondsmanager Bernhard Pieb von Pioneer Investments auch ein Anzeichen der Normalisierung: Während zuvor die Anleihenkaufprogramme der Notenbanken beide Anlageklassen im Paarlauf nach oben gehievt hätten, stellt sich seiner Ansicht nach nun wieder das historisch übliche Muster ein: Wenn Anleihen steigen, sinken Aktien in der Regel. "Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass Anleihen im Portfolio sinnvoll sind", hebt Pieb den Aspekt der Risikostreuung hervor.

Euro-Staatsanleihen

"Wir gehen davon aus, dass die Fed im Dezember eine Zinserhöhung machen wird", wagt der Anleihenexperte eine Prognose für die erste Zinserhöhung der Fed nach sieben Jahren Nullzinspolitik. Wegen des Vorlaufs der US-Geldpolitik gegenüber jener der EZB sowie des Währungsrisikos rät Pieb aber eher zu Anlagen in Euro-Staatsanleihen – obwohl zehnjährige US-Treasuries eine Rendite von über zwei Prozent aufweisen. Sobald ein Zinsschritt der Fed das allgemeine Renditeniveau nach oben zieht, sind nämlich bei bestehenden US-Anleihen Kursverluste zu befürchten.

Daneben nehmen sich die etwas mehr als 0,6 Prozent pro Jahr von deutschen Bundesanleihen mit gleicher Laufzeit bescheiden aus. Dafür kann bei der EZB von Zinserhöhungen keine Rede sein, vielmehr wird über eine Ausweitung des Anleihenkaufprogramms spekuliert. "Viel kann man von Euro-Staatsanleihen nicht erwarten", gibt Pieb zu bedenken. Dafür befinde sich der Markt im Gleichgewicht von EZB-Käufen und Anleihenplatzierungen der Staaten.

Außerhalb des Euroraums sieht Pieb osteuropäische Staatspapiere als interessante Alternative: "Die derzeitige Schwellenländer-Krise hat Währungen wie den polnischen Zloty nach unten gerissen, obwohl die Länder nicht in der Form betroffen sind." Zudem weise die Region hinsichtlich Wachstum "teilweise Traumdaten" aus. (Alexander Hahn, 29.9.2015)