Die Geschichte der Indie-Games ist jung und turbulent. Anhand dieser sechs wegweisenden Beispiele lässt sich erkennen, wie die Reise zum heutigen Boom um die "kleinen" Spiele verlief.
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Indie-Games sind tot! Kein Grund zur Trauer
Braid (Xbox 360, Windows, Mac, Linux, PS3)
Schon 2008 stürmt der faszinierende Platformer des amerikanischen Entwicklers Jonathan Blow aus der damals noch kleinen Indie-Welt ins Rampenlicht der großen Öffentlichkeit: Mit seiner originellen Spielmechanik und hintergründiger Story zeigt "Braid", dass Spiele unabhängiger Entwickler auch auf großen Konsolen Millionen Spieler begeistern können. Hymnische Rezensionen, eine Vielzahl von Awards sowie eine Hauptrolle in der Dokumentation "Indie Game – The Movie" sichern "Braid" und seinem eigenwilligen Schöpfer einen Ehrenplatz in der Indie-Geschichte.
Minecraft (iOS, Android, X360, XBO, Raspberry Pi, PS4, PS3, PS Vita, Windows Phone, Windows 10)
Das Spiel des nach einem Deal mit Microsoft zum Milliardär gewordenen Schweden Markus Persson ist nichts weniger als ein globales Phänomen. Die 2009 erstmals zugänglich gemachte kreative Klötzchen-Sandkiste ist mit knapp 60 Millionen verkauften Exemplaren nicht nur das erfolgreichste Indie-Spiel aller Zeiten, sondern schon jetzt ein zeitloser Klassiker für die Ewigkeit, und das zunehmend auch im Schulunterricht. 2018 kommt sogar ein Kinofilm, bis dahin dominiert "Minecraft"-Content Youtube – mit bislang 60 Milliarden Views.
Journey (PS3, PS4)
Bereits 2012 erblickte das atmosphärisch einzigartige "Journey" von Jenova Chen das Licht der Welt. Die poetische Reise ohne Gegner und Worte führt Spielerinnen und Spieler als Pilger durch traumhaft schöne Landschaften bis zum mystischen Gipfel eines zuvor nur von weitem sichtbaren Gebirges. Die Begegnungen mit namenlosen menschlichen Mitspielern werden durch minimalistische Kommunikation zum Erlebnis. "Journey" ist durch die Patronanz von Sony ein perfektes frühes Beispiel für die neue Zusammenarbeitskultur von inhaltlich unabhängigen Entwicklern mit großen Publishern.
Papers, Please (Microsoft Windows, OS X,Linux, iOS)
Im 2013 erschienenen "Papers, Please" des früheren AAA-Entwicklers Lucas Pope sind Spielerinnen und Spieler keine strahlenden Helden, sondern als Grenzbeamte nur kleine Rädchen in der Bürokratiemaschinerie an der Grenze eines fiktiven osteuropäischen Staates. Die Entscheidungsgewalt über die Einreise der ins Land drängenden Personen mit all ihren Eigenheiten, Schicksalen und Geschichten lässt dank cleverer Mechanismen die Wirkungsweise machtpolitischer Apparate spürbar werden – ein faszinierendes und zugleich beklemmendes Experiment mit spielerischer Sogwirkung.
Monument Valley (iOS, Android, Windows Phone)
Kein anderes Indie-Spiel hat es bislang zu solcher TV-Prominenz gebracht, und nicht nur der von Kevin Spacey verkörperte US-Präsident in Staffel 3 der Hit-Serie "House of Cards" ist dem Hochglanz-Mobile-Game "Monument Valley" verfallen. Mit fantastischem Style erweckt das poetisch-mysteriöse Adventure-Puzzle die unmöglichen Architekturen MC Eschers zum Leben. Das Zwei-Mann-Entwicklerteam ustwo hat mit ihm 2013 den Sprung von der "großen" Spieleindustrie in die Unabhängigkeit gewagt – und zugleich eine Lanze für hochqualitative, einzigartige Indie-Games auf mobilen Geräten gebrochen.
Hotline Miami (Windows, Mac OS X, Linux, PS3, PS Vita, PS4)
Der erste Teil des trashig-brutalen Retromassakers "Hotline Miami" war 2012 das erste kommerzielle Spiel des schwedischen Indie-Wunderkinds Jonatan Söderström und brachte eine gehörige Portion Punk und Provokation in den Markt. Die unübertroffene Mischung von clubtauglichem Underground-Soundtrack und präzisem, knallhartem Gameplay provoziert mit verrätselter Story und gleichzeitiger Kritik an der im Medium allgegenwärtigen Bildschirmgewalt. Der 2015 erschienene zweite Teil lieferte Nachschub ohne allzu viel Innovation. (Rainer Sigl)
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