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Luz verlässt die Satirezeitung, hier zu sehen mit der ersten Ausgabe nach dem Anschlag.

Foto: apa/epa/yoan valat

Paris – Knapp zehn Monate nach dem Anschlag auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" verlässt der bekannte Zeichner Luz das Blatt. Die "Charlie Hebdo"-Ausgabe der kommenden Woche werde seine letzte, sagte der Karikaturist am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP.

Mit dem 43-Jährigen, der im Jahr 1992 bei "Charlie Hebdo" angefangen hatte, verliert die für ihre bissigen Karikaturen bekannte Satirezeitung den Zeichner, der nach dem islamistischen Anschlag vom 7. Jänner zum bekanntesten "Charlie Hebdo"-Mitarbeiter geworden war.

Titelblatt nach dem Anschlag

Luz hatte den Anschlag mit zwölf Toten nur überlebt, weil er am Tag des Angriffs zu spät zur Redaktionssitzung kam. Er zeichnete dann das Titelbild der eine Woche nach dem Blutbad veröffentlichten Ausgabe: Unter der Überschrift "Alles ist vergeben" ist der weinende Prophet Mohammed zu sehen, der ein "Ich bin Charlie"-Schild in der Hand hält. Die Ausgabe verkaufte sich rund acht Millionen Mal, ein Rekord in der französischen Pressegeschichte. Zugleich führte die neuerliche Abbildung des Propheten zu gewaltsamen Ausschreitungen in der muslimischen Welt.

Ende Mai kündigte Luz dann seinen Abschied von "Charlie Hebdo" an und sprach dabei von einer "sehr persönlichen Entscheidung". Der Zeitung "Libération" sagte er: "Ich haue ab, weil es schwer für mich ist, zu aktuellen Themen zu arbeiten."

Wirbel um Ailan-Zeichnung

In der neuesten "Charlie Hebdo"-Ausgabe kündigte Luz nun seinen Abschied für kommende Woche an: Es sei "eine Woche vor der Rente" Zeit für einen "x-ten Zeichenkurs". Luz geht dabei auf den Wirbel ein, den "Charlie Hebdo" mit einer Karikatur um das ertrunkene syrische Flüchtlingskind Ailan Kurdi ausgelöst hatte. "Charlie Hebdo" hatte in der Zeichnung hinter die an einem türkischen Strand liegende Kinderleiche ein McDonald's-Schild platziert, zusammen mit der Überschrift: "So kurz vor dem Ziel...". Im Internet brach daraufhin ein Sturm der Entrüstung los.

"Dieses Bild macht sich nicht über die Flüchtlinge lustig, sondern über unsere liberale und heuchlerische Gesellschaft", schrieb Luz nun. Er kritisierte ein "reiches, übertriebenem Konsum verfallenes Europa, dessen Gewissen auf den Medienrummel um den Tod eines Kindes gewartet hat, um endlich über das Schicksal der Flüchtlinge nachzudenken". (APA, 24.9.2015)