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Starbucks gibt sich gerne offen, fortschrittlich und "clean" – sei es durch Initiativen für fairen Handel oder Anti-Rassismus-Kampagnen. Nur die eigenen Mitarbeiter –Partner, wie sie intern genannt werden – kommen zuweilen zu kurz.

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Die Baristas von Starbucks können sich auch dieses Jahr nicht über regulärere Arbeitszeiten freuen, heißt es in einer Untersuchung. Für positive Schlagzeilen wurde dennoch gesorgt: Das Unternehmen ermöglicht allen 135.000 Angestellten (ab 20 Stunden Arbeitszeit pro Woche) einen Abschluss an der Arizona State University.

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Die Kritik vieler Mitarbeiter an den Arbeitsbedingungen bei der Kaffeehauskette Starbucks hat für einen neuen Begriff im Wortschatz vieler US-Amerikaner gesorgt: "Clopening". Für viele Mitarbeiter ist das späte Schließen und das morgendliche Öffnen der Filialen durch ein und dieselbe Person eine hohe Belastung. Im vergangenen Jahr gelobte Starbucks Besserung, nachdem die "New York Times" ausführlich über Praktiken wie das "Clopening" berichtet hatte. Die Kritik richtete sich gegen die unregelmäßigen und zum Teil überlangen Arbeitszeiten, die den Mitarbeitern nur sehr kurzfristig mitgeteilt würden.

Hat sich seither etwas gebessert? Nein, schreibt die NGO Center for Popular Democracy in einer ausführlichen Analyse. Zuvor wurden Mitarbeiter befragt. Diese bemängeln nicht nur die weiterhin vorkommenden "Clopenings", sondern auch die Schwierigkeit, bei Krankheit Ersatz zu finden – ein Mitarbeiter bezeichnet es als anstrengender, selbst so lange durchzutelefonieren, bis er einen Springer gefunden hat, als einfach selbst krank zur Arbeit zu gehen. Problematisch sei auch die chronische Unterbesetzung der Filialen, die sich wiederum auf die Arbeitszeit auswirke.

Missstände auch in Europa

Starbucks ist nicht die einzige Kette, die ihren Mitarbeitern einiges abverlangt. Die Kritik findet in den USA deswegen so großes Echo, weil Starbucks seine Mitarbeiter als "Partner" bezeichnet und die Philosophie verfolgt, "den menschlichen Geist zu inspirieren und zu nähren". Es ist nicht das erste Mal, dass die sozial und umweltbewusst wirkende Unternehmensphilosophie (Fairtrade, Aktionen gegen Rassismus, bezahlte Ausbildung, Krankenversicherung) auf die Kaffeehauskette zurückfällt.

Beschwerden gab es in den vergangenen Jahren einige – auch außerhalb der USA. 2010 schleuste sich ein ZDF-Reporter in eine Starbucks-Filiale auf dem Frankfurter Flughafen ein und wurde Zeuge eines harten Arbeitsalltags: Abmahnungen gebe es teilweise wegen falscher Sockenfarbe, fiebrige Mitarbeiter durften nicht nach Hause gehen.

Dass sich bei Arbeitszeit und Dienstplänen nichts zum Positiven geändert hat, sieht man in der Führungsebene von Starbucks naturgemäß anders: "Wir sind die Ersten, die zugeben, dass wir viel Arbeit vor uns haben", sagte Unternehmenssprecherin Jaime Riley der "New York Times". Alle Angestellten würden ihre Dienstpläne mittlerweile mindestens zehn Tage im Voraus bekommen. In alle Filialen durchgedrungen sei diese Praxis aber noch nicht, heißt es in der Analyse des Center for Popular Democracy. (lhag, 25.9.2015)