Haile Gerimas kämpferische Kinoarbeit "Bush Mama" (1979) verleiht der afroamerikanischen Lebenswirklichkeit in den USA ebenso beredten wie subversiven Ausdruck.

Foto: Filmmuseum

Wien – Am Montag ist nicht nur der Blues pünktlich da, sondern auch der Regen. Eine junge Frau quält sich aus dem Bett, nimmt eine Dusche, später sitzt sie dann an der Schreibmaschine in einem dieser Bürovorräume wie in Mad Men und tippt. Doch der Regen beschäftigt ihre Gedanken weiter, er wird zum Auslöser einer Fantasie, an deren Ende ein Ausbruch aus dem monotonen Arbeitsleben steht. Melvonna Ballengers Kurzfilm Rain (1978) entwirft in lyrischer Form eine Emanzipationsgeschichte. Bemerkenswert daran ist die Perspektive einer afroamerikanischen Frau, ein gleich doppelter Bruch mit – nicht nur in den 1970er-Jahren – dominanten Repräsentationsmustern.

Ballenger, damals Studentin, gehört zum losen Verbund jener Filmschaffenden, die der L.A. Rebellion zugerechnet werden – einer Gruppe, die sich Ende der 1960er-Jahre an der UCLA, der Universität von Los Angeles, formierte.

Das Österreichische Film- museum widmet dieser Bewegung afroamerikanischer Regisseure nun mit L.A. Rebellion – Creating a New Black Cinema im Rahmen eines neu begonnenen Kinoatlas eine Schau. Angelehnt an neuere Forschungsergebnisse an der UCLA, die 2011 in eine große Ausstellung mündeten, präsentiert man nun auch in Wien das erweiterte ästhetische Feld dieser Gruppierung, das Mittel des Dritten Kinos genauso wie Genrerevisionen umfasst.

Charles Burnetts stilbildender Film Killer of Sheep (1977) über das Dasein eines Schlachtarbeiters lässt sich etwa mit Billy Woodberrys Bless Their Little Hearts (1984) ergänzen, für den Burnett das Drehbuch schrieb: eine Arbeit über die innere Erosion einer Familie. Ein kämpferisches Werk wie Bush Mama (1979) von Haile Gerima, ein Klassiker des "self-empowerment", steht neben ungewöhnlichen "period pieces" wie Julie Dashs Daughters of the Dust (1991), der eine kreolische Gemeinschaft beschreibt. Und auch frühe Arbeiten Larry Clarks harren der Entdeckung. (Dominik Kamalzadeh, 25.9.2015)