Anfang September haben VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch noch viele Gratulationen erreicht. Doch nun schlägt dem Oberösterreicher eher Mitgefühl entgegen. Im November soll er bei Volkswagen den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden übernehmen.

Einen schwierigeren Zeitpunkt gibt es kaum, denn nun geht es bei Europas größtem Autobauer wirklich ans Eingemachte. Manipulationen bei den Abgaswerten von Dieselfahrzeugen gab es nicht nur in den USA – natürlich ein wichtiger Markt, alles sehr schrecklich, aber doch noch weit weg. Nun weiß man, dass auch der Kernmarkt Europa betroffen ist. Was kann da noch Schlimmeres kommen?

Die Folgen dieses Skandals, der die deutsche Traditionsmarke in ihren Grundfesten erschüttert, sind noch gar nicht abzusehen. Eines aber ist jetzt schon klar: Es wird sehr lange dauern, bis VW wieder auf der Überholspur fährt.

Doch Aufklärungsarbeit wartet nicht nur auf den Konzern selbst. Auch die Politik darf sich angesprochen fühlen. Umweltverbände weisen seit einiger Zeit auf Abweichungen bei Tests und im Alltagsbetrieb hin. Es entsteht der Eindruck, als sei die Autobranche – die Schlüsselbranche der deutschen Wirtschaft – vielleicht geschont worden.

Das darf nicht sein. Gerade weil der Automarkt mit seinen Herstellern, den Zulieferern und den Millionen Jobs, die daran hängen, für Deutschland so wichtig ist, muss er sauber sein. Falsche Rücksichtnahme wäre katastrophal. (Birgit Baumann, 24.9.2015)