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Thomas Morgenstern präsentiert sein Werk.

Foto: APA/Hörmandinger

Das Schreiben sei einer Therapie gleichgekommen, sagt Thomas Morgenstern. Und zu verarbeiten hatte der einstige Skispringer doch einen ganzen Haufen. Vor allem der letzte Abschnitt seiner Karriere verlief turbulent. Und nicht ganz schmerzfrei.

Am 10. Jänner 2014 war der Kärntner auf dem Kulm gestürzt, zog sich böse Verletzungen an Kopf und Lunge zu. Um nur einen Monat später bei den Olympischen Spielen in Sotschi die Silbermedaille im Teambewerb zu gewinnen. Das ist der Stoff aus dem Sportbücher sind, diese Erlebnisse hält der 28-Jährige in "Über meinen Schatten. Eine Reise zu mir selbst" auf 158 Seiten fest.

Boden der Realität

Der Crash auf der Flugschanze hatte Morgenstern fern jeder Knautschzone dem Boden der Realität näher gebracht. Wo zuvor die Schmerz versprechende Maxime "No risk, no fun" galt, stand nun Angst. Immer wieder war der dreifache Olympiasieger im geistigen Ablauf am Schanzentisch gescheitert.

Diese Angst zu überwinden, mit ihr zu leben und sich schließlich mit einer Medaille zu belohnen, hätte eine intensive Erfahrung, eine Herausforderung unbekannten Ausmaßes dargestellt.

Rücktritt als letzter Sieg

Voller Stolz erzählt Morgenstern von seinem 2014 getätigten Entschluss, der Karriere ein Ende zu setzen. "Es war mein letzter großer Sieg, weiterzuspringen wäre leichter gewesen. Es war eine schöne Zeit, jetzt gibt es einen neuen Abschnitt", sagte Österreichs Sportler der Jahre 2008 und 2011. Auf die Fliegerei will er trotzdem nicht ganz verzichten, Mitte August holte er bei den 15. Helikopter-Weltmeisterschaften in Polen den WM-Titel in der Juniorenklasse.

Nun, genau einen Jahr nach seinem Rücktritt, erscheint sein erstes Buch. Eine Autobiographie solle es nicht sein, eher das Eintauchen in eine schwierige Lebensphase: "Es gab mehr zu rehabilitieren als meinen physischen Zustand. Ich will, dass man Reinfühlen kann. Jeder kann und darf Angst haben. Man muss sie nicht verstecken." (Philip Bauer, 25.9.2015)