Rom/San Marino – Italiens Steuerfahndung macht zur Zeit eine Aktion Scharf gegen italienische Finanztransaktionen nach San Marino. Geprüft werden die Bankkonten von 20.000 Italienern mit Bankkonten im Kleinstaat. Sie werden der Steuerflucht verdächtigt, berichtete das italienische Wochenmagazin "L Espresso" am Freitag.

Die Steuerfahnder prüfen Transaktionen zwischen 2006 und 2014 mit San Marino. Über 22 Milliarden Euro sollen in diesem Zeitraum in den Kleinstaat geführt worden sein. Ins Visier der Fahnder sind auch Industrielle und Bankiers geraten. Dank der neuen Untersuchung hat die Steuerpolizei Daten gesammelt, die drei Mal umfangreicher sind als jene der bekannten Liste, die der HSBC-Angestellte Herve Falciani 2007 gestohlen und französischen Steuerbehörden übergeben hat. Die Ermittlungen rund um San Marino werden noch Monate dauern, berichtete L ´Espresso.

Seit Jahren bemüht sich San Marino, seinen schlechten Ruf als Steueroase abzuschütteln. Wesentliche Schritte hat der Kleinstaat seit 2010 unternommen, um sich internationalen Transparenzstandards anzupassen und das Bankgeheimnis abzuschaffen. Einen schmerzhaften Umwandlungsprozess musste die Enklave an der Adria durchstehen, um ihr Bankensystem transparenter zu gestalten.

Der hinter dem Schleier des Bankgeheimnisses blühende Finanzsektor, der bis 2010 noch 18 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachte, musste Riesenverluste verkraften. Dies steigerte die Rezession in San Marino, die ohnehin von der Krise im benachbarten Italien verschärft wurde. Die kleine Republik bekommt wie andere Steuerparadiese von der Schweiz bis in die Karibik den Druck des internationalen Kampfes gegen Steuerflucht zu spüren. (APA, 25.9.2015)