Über manche Dinge denkt man nicht nach. So käme kaum jemand auf die Idee, ein Häferl, einen Becher oder ein Glas nach Gebrauch einfach umzudrehen. Nicht Indoor (außer beim Kaffeesudlesen). Draußen ist aber alles anders: Darüber, den Becher kopfüber auf die Kanne zu schrauben/stecken, denkt ebenfalls niemand nach. Und das kleine Inkontinenz-Lackerl, das dann – egal wie gut man den Becher vorher "trockengeschwungen" hat – während des Transports oder beim Wiederabnehmen des Bechers über Kanne und Finger läuft, stört ja auch niemanden wirklich: Man ist es gewohnt.

Ebenso wie den Umstand, dass die "klassische" Thermoskannendeckeltasse selten stabil steht. Das ist der Form geschuldet: Ein flacher oder kantiger Abschluss nach oben hin entspricht nicht dem gewohnt-gelernten Bild: Eine Thermoskanne ist eine Thermoskanne ist eine Thermoskanne. Und an etwas herumzudoktorn, das niemanden irritiert, gilt – zu recht – als "First world Problem".

Foto: Thomas Rottenberg

Doch die Konsumgüterindustrie ebenjener ersten Welt lebt davon, Antworten auf Fragen zu geben, die niemand zu stellen in den Sinn käme. Und so stand ich unlängst mit der SIGG "Hot & Cold" im Wienerwald. Aus Sicht des Herstellers und seiner Agentur "endlich": Die Flasche war schon seit dem Frühjahr bei mir herumgestanden – aber im Sommer gehe ich nicht mit Tee im Rucksack spazieren. Da tut es die Wasserflasche. Oder der Bergbach.

Ohne Anstandslackerl

Aber Herbst ist Wander- und Teezeit. Thermoskannenzeit. Und so banal es klingt: Dass sich die Tasse nicht von oben sondern von unten über die Flasche schieben lässt und mir das "Anstandslackerl" im Rucksack oder auf den Händen so erspart blieb, löste ein Problem, dessen Existenz ich bis dato nicht wahrgenommen hatte.

Das Gleiche galt für den gummierten Boden von Flasche und Becher: Nicht, dass mir Thermoskanne oder Becher bis jetzt ständig umgefallen oder weggerutscht wären. Aber dass dieser Becher solide auf der Schrägen stand, wies mich darauf hin, dass ich bisher wohl aufgepasst hatte.

Foto: Thomas Rottenberg

Ja eh: First world problems. Trotzdem: Designmuseen sind voll von den Lösungen derartiger Problemstellungen. Die im Herbst 2013 erstmals vorgestellte, 2014 dann runderneuerte und für diesen Sommer/Herbst mit neuen Looks & Farben ("weiß brushed"!) re-launchten BPA- und Phthalatan-freien Edelstahlflaschen "mit Kupfer und Zirconium als Booster" (was immer das bedeuten mag) im "doppelwandig vakuumisolierten Thermoprodukt" wurden nicht nur mit Designpreisen ausgezeichnet: Sie stehen seit April auch im "Red Dot Museum" in Essen. "Dauerhaft", wie die Aussendung des Herstellers betont.

Und sind längst nicht die ersten Schweizer Thermosflaschen, die es zu musealen Ehren geschafft haben: Siggs 1908 entworfene "Original Bottle" aus Aluminium zum Beispiel steht ebenfalls in einem Designmuseum – dem MoMa in New York. Aber das ist eine andere Geschichte. (Thomas Rottenberg, 27.9.2015)

Die Flaschen mit Becher sind in einer 0,75-Liter und 1-Liter-Variante erhältlich. Preis: 34,95 bzw. 39,95.
Foto: Thomas Rottenberg

Die "Sigg Hot&Cold" Flaschen mit Becher sind in einer 0,75-Liter und 1-Liter-Variante erhältlich.
Preis: 34,95 bzw. 39,95.

Mit 0,3 Liter oder 0,5 Liter Inhalt gibt es die Flaschen ohne Becher, dafür mit einem herausnehmbaren Teefilter aus Edelstah. Preis: 24,95 Euro bzw. 29,95 Euro