Ein Flüchtling an der Grenze Nickelsdorf bei "Am Schauplatz: An der Grenze".

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Der Mensch ist mehr oder minder halt doch ein soziales Wesen. Deshalb tut es in Zeiten anonymer und usernamengeschützter Hasspostings wohl, den Leuten ab und zu beim Schimpfen und Jammern ins Gesicht blicken zu können. Und sei es nur am Fernseher.

"Dem Volk aufs Maul geschaut" hat daher Donnerstagabend Am Schauplatz. Thema waren die ins Land kommenden Flüchtlinge; umgefragt wurde in den Grenzregionen zu Ungarn, Slowenien, Bayern.

Allen Menschen Zugang zu den Quellen des Glaubens geben, das wollte Martin Luther einst mit der obigen Wendung. Solches kann ebenso als aufklärerische Absicht von An der Grenze durchgehen. Denn bekanntlich heißt glauben ja vor allem eines: nicht wissen.

"Doss sie unserer Pension a noch wos wegnehman", fürchtet also einer. Dass "sie" bei offener Haustür plötzlich vor einem stehen könnten, beunruhigt einen anderen: "I mein, das is wahrscheinlich noch nirgends passiert, aber das sind die gewissen Ängste." Flüchtling hat er noch keinen gesehen, dafür aber Fotos von Kindern, "de wos eigentlich mehr g’stellt sind, doss ma mehr Mitleid schinden konn." Also hoch die Hecken, hoch die Zäune und hinunter die Schranken! Denn: "Wo ka Grenz is, da geht olles durcheinonder. Donn miassn wir Slowenisch lernen."

Bei so viel_Patriotismus wundert nicht, wenn mancher wenig Verständnis für jene hat, die ihre Heimat verlassen. Man selbst sei damals im Krieg ja auch nicht fortgegangen. Halbwissen zum Grausen. Ebenso wenn Viktor Orbán der starke Mann ist, den viele bewundern.

"Menschlichkeit", das Wort fällt in den Gesprächen oft. Es gibt sie natürlich auch, aber menschlich ist halt vieles. (Michael Wurmitzer, 26.9.2015)