Belgrad – Nach der Kehrtwende Kroatiens im Grenzstreit mit Serbien hat nun auch die Regierung in Belgrad ihre Beschränkungen für das Nachbarland wieder aufgehoben. "Ab sofort dürfen in Kroatien registrierte Fahrzeuge wieder über alle Grenzposten nach Serbien kommen", erklärte am Freitagabend der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic nach einer Kabinettssitzung. Das gleiche gelte für kroatische Güter.

Zuvor hatte Kroatien ein wegen des Flüchtlingsandrangs Anfang der Woche verhängtes Einreiseverbot für serbische Fahrzeuge wieder aufgehoben. In Kroatien kommen seit Mitte des Monats immer mehr Schutzsuchende an. Grund dafür ist, dass Ungarn seine Grenze zu Serbien am 15. September komplett abriegelte. Seitdem weichen die über die Balkanroute unter anderem aus Syrien kommenden Flüchtlinge von Serbien nach Kroatien aus – und versuchen von dort nach Ungarn zu kommen, um dann nach Österreich und Deutschland weiterzureisen.

Zehntausende Flüchtlinge

Seit dem gestrigen Donnerstag sind in Kroatien mehr als 13.000 Flüchtlinge eingetroffen. Allein in der Nacht auf Freitag kamen 5.000 Menschen in dem Balkanland an, sagte der kroatische Innenminister Ranko Ostojic laut Medien am Freitag in Zagreb. Seit vergangenem Mittwoch, als sich die Route wegen der Schließung der ungarisch-serbischen Grenze nach Kroatien verlagert hat, trafen in dem Land 63.800 Flüchtlinge ein.

Zagreb fühlt sich durch das Eintreffen der tausenden Menschen überfordert. Um Serbien zu zwingen, die Flüchtlinge auch nach Ungarn und Rumänien weiterzuleiten, hatte Kroatien Anfang der Woche seine Grenzen für Fahrzeuge aus Serbien gesperrt. Belgrad reagierte und schloss die eigenen Grenzen wiederum für kroatische Lastwagen und kroatische Güter. Es war die schlimmste Krise zwischen beiden Ländern seit dem Jugoslawien-Krieg.

Nach heftigen Protesten aus Brüssel ruderte die kroatische Regierung am Freitag wieder zurück. "Die Grenzsperre wurde um 17.00 Uhr aufgehoben. Alle Autos unabhängig ihres Nummernschildes können nach Kroatien einfahren", teilte Ostojic im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Auf der Website des kroatischen Innenministeriums hieß es dazu: "Die Grenzübergänge Bajakovo und Tovarnik sind für den gesamten Verkehr, ohne Restriktionen, offen." Laut der kroatischen Nachrichtenagentur Hina sind die Grenzübergänge Ilok, Ilok 2, Principovac, Principovac 2, Erdut and Batina nach wie vor für jeglichen Verkehr gesperrt.(APA, 25.9.2015)