Warschau/Moskau – Neuer diplomatischer Streit zwischen Polen und Russland: Der polnische Außenminister Grzegorz Schetyna will am Montag den russischen Botschafter Sergej Andrejew ins Außenamt zitieren. Grund ist ein Interview des Fernsehsenders TVN24, in dem der Diplomat am Freitagabend Warschau vorwarf, die Kontakte zu Moskau einzufrieren.

Die polnisch-russischen Beziehungen sind nach Andrejews Worten auf dem "schlechtesten Stand seit 1945". Zudem warf er Polen Mitschuld beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor. Die damalige polnische Regierung habe "vielfach den Bau einer Anti-Hitler-Koalition blockiert", sagte er. "Polen war daher teilweise verantwortlich für die Katastrophe im September 1939."

"Mangelnde Geschichtskenntnis"

Schetyna sagte am Samstag, der Botschafter solle Stellung nehmen zu seinen Äußerungen, die "mangelnde Geschichtskenntnis" zeigten.

In den vergangenen Wochen war es zwischen Warschau und Moskau zu Streit über die Demontage sowjetischer Denkmäler in Polen gekommen. Am Freitag hatte das Moskauer Außenministerium die polnische Botschafterin Katarzyna Pelczynska-Nalecz nach Berichten über die Zerstörung eines sowjetischen Soldatenfriedhofs in Nordostpolen einbestellt. Russland warf Polen daraufhin Vernachlässigung ihrer Pflichten zum Schutz sowjetischer Gedenkstätten vor. (APA, 26.9.2015)