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Heimische Würste hatten es zuletzt im Ausland schwer.

Foto: Reuters/KORNIYENKO

Wien – Österreichs Lebensmittelproduzenten blicken auf ein schwieriges Jahr zurück. Russland-Sanktionen, Kaufkraftverluste im zweitgrößten Exportmarkt Italien innerhalb der EU, schwächelnde Konsumlaune im Inland hinterlassen Spuren sowohl bei den landwirtschaftlichen Produzenten als auch in der Lebensmittelindustrie. Die Jahre mit fetten Wachstumsraten gehören der Vergangenheit an.

Hierzulande liegt die Hoffnung darauf, dass die Konsumenten bereit sind, für höherwertige Lebensmittel mehr auszugeben. "Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, besinnen sich die Konsumenten auf den Wert der Lebensmittel", sagt AMA-Marketing-Geschäftsführer Michael Blass. Bio verzeichnet mit einem Anteil von acht Prozent einen leichten Zuwachs. "Eine Sättigung ist noch nicht erreicht", so Blass.

US-Markt wird bedeutender

Im Ausland sind Österreichs Lebensmittel dennoch gefragt. Die Agrarexporte stiegen im ersten Halbjahr gegenüber der Vorjahresperiode um 2,9 Prozent auf 4,98 Milliarden Euro. Zwei von drei in Österreich produzierten Lebensmitteln werden im Ausland verkauft, vor allem in der EU. Vier Fünftel des österreichischen Exportvolumens bleiben innerhalb der Union.

Immer wichtiger wird für die Branche aber der Markt außerhalb Europas. Derzeit liegt das Exportvolumen bei 900 Millionen Euro, um fast ein Fünftel ist es im ersten Halbjahr gewachsen. Exportmotor war der US-Markt, der gegenüber dem Vorjahr um mehr als 40 Prozent gewachsen sei, sagt Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie. Bei den weltweiten Absatzmärkten haben die USA mittlerweile Italien als zweitwichtigsten Exportmarkt abgelöst. Im umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP sieht die Branche laut AMA-Mann Blass deshalb mehr Chance als Risiko: "Wir unterstützen die Position der EU-Kommission."

Wichtigster Markt für österreichische Erzeugnisse bleibt Deutschland. Die Nachbarn nehmen rund ein Drittel der heimischen Ausfuhren auf. Zwischen Jänner und März stiegen alleine die Lieferungen der österreichischen Lebensmittelindustrie nach Deutschland um 5,3 Prozent auf 959 Millionen Euro. Vor allem Käse kommt in Deutschland an. Im ersten Halbjahr fanden fast 30.000 Tonnen Käsespezialitäten im Wert von 142 Millionen Euro ihren Weg zu den dortigen Konsumenten. Im Gesamtjahr 2014 lag das Plus bei mehr als 13 Prozent.

Wurstexport ging zurück

Insgesamt hätten es "Würste und Fleischwaren hingegen in den letzten Monaten schwer" gehabt, räumt Koßdorff ein. Der Wurstexport ging heuer bisher um 10,3 Prozent auf 91,8 Millionen Euro zurück. Das größte Wachstum erzielt die Branche in der wertmäßig größten Warengruppe, nämlich mit Flüssigem: Limonaden, Energydrinks und Eistee erzielten einen Zuwachs von 24,3 Prozent auf 841,7 Millionen Euro.

Die Lebensmittelexporte nach Russland brachen im ersten Halbjahr 2015 gegenüber 2014 um 42 Prozent von 99 auf 57 Millionen Euro ein. Damit ist Russland im Ranking der Zielmärkte österreichischer Lebensmittelexporte vom elften auf den fünfzehnten Platz zurückgefallen. Die Russland-Sanktionen machen sich laut Koßdorff vor allem bei Apfelproduzenten und Schweinebauern bemerkbar: "Das führte zu einem Gedränge auf den Absatzmärkten, weil alle, die nach Russland exportierten, Ausweichmöglichkeiten suchten." (Regina Bruckner, 28.9.2015)