Salzlauge hat diese Strukturen in Abhängen des Mars geformt. Im Bild: der Gale-Krater.

NASA / JPL / University of Arizona

Hunderte Meter lange Fließspuren am Garni-Krater.

Foto: NASA / JPL / University of Arizona

Auch an den Hängen des Horowitz-Kraters sind die Strukturen deutlich zu erkennen.

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London/Wien – Für jede Form von Leben – zumindest in den Formen, die wir kennen – ist flüssiges Wasser eine Vorbedingung. Das ist auch der Grund dafür, warum die Wissenschaft so sehr darum bemüht ist, einen Nachweis für H2O auf dem Roten Planeten zu liefern. Dass Wasser in gefrorenem Zustand im Marsboden vorhanden ist, weiß man zwar seit einiger Zeit sicher. Und dass es früher einmal flüssig war, scheint auch gewiss.

Nur direkte Beobachtungen von flüssigem Wasser fehlten bis jetzt, auch wenn es seit Monaten Spekulationen darüber gibt. Genährt wurden diese vor allem durch auffällige Fließstrukturen, die sich in den Sommermonaten kurz in steilen Marshängen zeigten, ehe sie wieder verschwanden. Und im Marssommer können die Temperaturen minus 20 bis fast plus 20 Grad Celsius erreichen.

Eine halbwegs sichere Erklärung der rätselhaften Strukturen konnte auch die Sonde Mars Reconnaissance Orbiter bisher nicht liefern, die den Roten Planeten seit 2006 umkreist und Bilder davon anfertigte. Das Problem war bis jetzt das Spektrometer, mit dem die Sonde die chemische Zusammensetzung des Marsbodens untersucht: Die Auflösung des Geräts mit 18 Metern pro Pixel ist für die nur wenige Meter breiten "Rinnsale" zu gering.

Signaturen von Salzen und Wasser

Doch Forscher um Lujendra Ojha (Georgia Institute of Technology, Atlanta) ersannen nun einen Trick, um die Auflösung des Spektrometers zu erhöhen. Und damit gelang das bisher nicht Machbare: Die Wissenschafter konnten in den Strukturen Hinweise auf die Signatur von Wasser und Salz entdecken, wie sie im Fachmagazin "Nature Geoscience" schreiben. Das wiederum legt nahe, dass die Fließstrukturen von einer Salzlauge geformt werden.

Die Forscher gehen davon aus, dass entweder das Eis, das unter dem Marsboden vermutet wird, für das flüssige Wasser sorgt – begünstigt wird dieser Prozess dadurch, dass Salz den Gefrierpunkt von H2O bekanntermaßen herabsetzt – oder aber das Wasser von den Salzen aus der dünnen Marsluft gebunden wird. Die Forscher vermuten, dass je nach Ort beide Prozesse am Werk sein könnten.

Bessere Chancen für Leben auf dem Mars

Sollten die Behauptungen der Forscher stimmen, dann erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass Mikroben auf dem Mars existieren könnten. Denn auch auf der Erde gibt es sogenannte extremophile Bakterien, die unter sehr salzigen Bedingungen existieren. Nasa-Forscher gaben bei einer Pressekonferenz am Montag aber auch noch etwas anderes zu bedenken, durchaus aus Eigeninteresse.

Wie Mary-Beth Williams erläuterte, würde die Existenz von flüssigem Wasser die Kosten menschlicher Aktivitäten auf dem Nachbarplaneten reduzieren und deren Widerstandsfähigkeit erhöhen. Mit entsprechenden Entsalzungsinstrumenten ausgestattet, könnte so die Wasserversorgung bemannter Marsmissionen erleichtert werden, die zuletzt auch aus Budgetgründen immer weiter in die Zukunft verschoben wurden. (Klaus Taschwer, 28.9.2015)