Sein Gegner, der Sozialdemokrat Hermann Wimmer, geht davon aus, dass bei der Stichwahl (die zeitlich mit der Wiener Landtagswahl zusammenfällt) wieder bei null begonnen wird. Er selbst dagegen weiß, dass er mit 47,6 Prozent nicht nur deutlich vor Wimmer (27,3 Prozent) liegt, sondern auch vor seiner eigenen Freiheitlichen Partei, die bei der Gemeinderatswahl 43,1 Prozent der Stimmen bekommen hat: Andreas Rabl ist auf dem Sprung, der erste Freiheitliche auf dem Bürgermeistersessel der 60.000-Einwohner-Stadt Wels zu werden.

Der beruflich höchst erfolgreiche Anwalt, der sich als Wohnbaustadtrat profiliert hat, gilt als seriöser Verhandler, umgänglich im privaten Verkehr auch mit dem politischen Gegner – und gleichzeitig hart, wenn es um die freiheitlichen Kernthemen geht. Da landet man rasch bei der Ausländerfrage – die sich aus freiheitlicher Sicht als eine der Überfremdung stellt, gerade in Wels, das in den vergangenen Jahren starke Zuwanderung hatte.

Rabl ist ein Verfechter eines harten Kurses, hat Videokameras "in Problembauten" durchgesetzt – und gegen die Zuteilung von Sozialwohnungen an Menschen, die die deutsche Sprache nicht beherrschen.

Als Hardliner gilt er auch innerhalb der Landes-FPÖ – wobei ihm Beobachter attestieren, dass er dabei umgänglicher und jedenfalls eleganter wirke als der ebenfalls aus Wels stammende Landesparteichef Manfred Haimbuchner. Intellektueller wirke er ebenfalls, aber das muss in der FPÖ keine Empfehlung sein.

Er selbst entstammt dem, was man "Welser Bürgeradel" nennt – obwohl der Großvater aus der Landwirtschaft gekommen ist und für den VdU im Landtag war. Vater Wolfgang, ein Steuerberater, erzog seine fünf Kinder streng, mit einem Hang zur Bescheidenheit ebenso wie mit Liebe zur Musik, was Rabls Engagement in der Kulturpolitik erklären mag. Er selbst spielt Geige, liebt Vivaldi und sammelt Nitsch. Politische Erfahrung hat der 1972 geborene Jurist im europäischen Parlament gesammelt – dort war er Mitarbeiter der freiheitlichen Parlamentarierin Daniela Raschhofer.

Rabls Frau, die in Moskau aufgewachsene Katharina Levina-Rabl, hat übrigens eine ähnliche Karriere hinter sich, sie lernte das politische Handwerk als Praktikantin im deutschen Bundestag. Und sie ist ebenfalls Anwältin – allerdings in Wien, wohin sie pendelt. Das Paar ist seit 2005 verheiratet und hat einen Sohn. (Conrad Seidl. 28.9.2015)