Das Ergebnis der Oberösterreich-Wahl bringt den Freiheitlichen auch Rückenwind für die Wien-Wahl im Oktober. In der Bundeshauptstadt wollen sie vor allem traditionelle SPÖ-Hochburgen einnehmen. In den wichtigen, großen Flächenbezirken rechnet sich die FPÖ gute Chancen auf die Bezirksvorstehung aus.
Der Wiener FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache zeigte sich in den vergangenen Wochen wiederholt siegessicher. Man könne auf Landtagsebene in Wien die stärkste Kraft werden und damit die SPÖ erstmals in der Zweiten Republik von Platz eins verdrängen, meinten die Freiheitlichen. Möglich, sagen Politologen und Meinungsforscher. Bei der Wahl im Jahr 2010 büßte die SPÖ 4,8 Prozentpunkte ein und erreichte nur 44,3 Prozent, die FPÖ legte um fast elf Prozentpunkte auf 25,8 Prozent zu. Allerdings erreichte sie keinen Bezirksvorsteher.
Um die SPÖ von Platz eins zu drängen, muss die FPÖ in den bevölkerungsreichen und ehemals tiefroten Flächenbezirken, in denen viele Landtagsmandate zu holen sind, gewinnen. Vor fünf Jahren lag die FPÖ auf Landtagsebene bereits in 14 von 23 Bezirken an zweiter Stelle – fast ausschließlich in Bezirken außerhalb des Gürtels. Mit 35,50 Prozent waren die Blauen in Simmering am erfolgreichsten. In Favoriten, Floridsdorf und der Donaustadt knackten sie ebenfalls die 30-Prozent-Marke. Diese Bezirke waren seit jeher rot, die SPÖ musste dort allerdings Verluste einstecken. In Simmering büßte sie 11,8 Prozentpunkte ein, in Favoriten 8,9, in Floridsdorf 10,6 und in der Donaustadt 9,1.
FPÖ will Bezirke umfärben
Auf der Ebene der Bezirksvertretung, die ebenso am 11. Oktober gewählt wird, unterscheiden sich die Ergebnisse der Parteien zum Teil stark von den Landtagsresultaten. Aktuell sind 17 der 23 Bezirksvorsteher rot. Das will die FPÖ heuer ändern – und rechnet sich große Chancen aus. Erstmals sollen einige Stadtteile blau umgefärbt werden. Strache hatte unlängst die Bezirke Simmering, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing als blaue Kernziele genannt.
Die Sozialdemokraten müssen vor allem um ihre Hochburg Simmering zittern. Zwar lagen 2010 noch rund 15 Prozentpunkte zwischen Rot mit 49,2 Prozent und Blau mit 34,2 Prozent, allerdings stand vor der SPÖ ein Minus von 11,5 Prozentpunkten, vor der FPÖ indes ein Plus von 16,05 Prozentpunkten. Hält dieser Trend nur einigermaßen an, ist den Blauen der Bezirkschef in Simmering sicher. Ähnliches gilt für Floridsdorf, wo die Sozialdemokraten trotz Verlusts von 12,4 Prozentpunkten ebenfalls 15 Prozentpunkte vor dem Hauptkonkurrenten FPÖ lagen, der 13,9 Prozentpunkte zulegte.
In der Donaustadt und Liesing betrug der Abstand mit 17,7 und 18,6 Prozentpunkten zwar etwas mehr, allerdings stehen auch hier die Vorzeichen auf rote Verluste und blaue Zugewinne.
Fraglich ist auch, wie sich der Wechsel Ursula Stenzels von der ÖVP zur FPÖ auswirken wird. Die Innere Stadt galt immer als schwarze Hochburg. Die FPÖ landete dort 2010 mit 10,3 Prozent nur auf dem vierten Platz und verbuchte damit eines ihrer schlechtesten Bezirkswahlresultate. Dass Strache Stenzel ins Boot geholt hat, könnte einige Stimmen zu der Bezirksvorsteherin im Ersten wandern lassen. (APA, red, 29.9.2015)