Wien – Es gibt also doch noch Geld für die österreichische Forschung. Immerhin 22 Millionen zusätzlich kommen von der Nationalstiftung für Forschung, die auf Empfehlung des Forschungsrats in drei Kanälen verteilt werden: 16 Millionen stehen zur Stärkung der Forschungsinfrastruktur zur Verfügung, vier werden für die Unterstützung von Gründungsinitiativen bereitgestellt, zwei Millionen sind Maßnahmen zur Stärkung der Komplexitätsforschung gewidmet. Mit den bereits für heuer vergebenen Mitteln in Höhe von 63 Mio. Euro steigt die Gesamtausschüttung für 2015 damit auf 85 Mio. Euro, hieß es.

Das ist freilich immer noch deutlich unter den 125 Millionen zusätzlich im Jahr, von denen man bei der Gründung der Stiftung 2003 ausgegangen ist, die aus Zinserträgen der Österreichischen Nationalbank (OeNB) und des ERP-Fonds gespeist wird. Diese Summe wurde nur in den ersten Jahren erreicht. Seit 2007 ist die Zinsentwicklung meist unerfreulich, weshalb zum Beispiel im vergangenen Jahr nur 38,7 Mio. Euro ausgeschüttet wurden.

Zeitlich begrenzte Projekte

Die nun extra fließenden Gelder gehen auf eine Initiative von Hannes Androsch, dem Vorsitzenden des Forschungsrats, zurück. Unter Beobachtern herrscht darüber prinzipielle Freude. Denn ein eigenes Förderprogramm für Infrastruktur gibt es in Österreich mittlerweile seit rund acht Jahren nicht mehr. Die Anschaffung von Instrumenten und Maschinen wird daher nur im Rahmen von Projektförderungen möglich gemacht. Da die Projekte aber eine begrenzte Laufzeit haben, können diese Geräte auch nur in dieser Zeit buchhalterisch und steuerlich abgeschrieben werden. Was zur Folge hat, dass viel Infrastruktur einfach nicht angeschafft wird.

Die nun zur Verfügung gestellten 16 Millionen Euro sollen aber sowohl Universitäten als auch Unternehmen zugutekommen. "Wir wollen auch schauen, inwieweit sich die Forschungscommunity auf gemeinsame Anschaffungen teurer Geräte einlässt", sagt Ludovit Garzik, Geschäftsführer des Forschungsrats.

Virtueller Inkubator

Mit vier Mio. Euro wird ein neuer "virtueller Inkubator" als Anlaufstelle für Start-ups, Risikokapitalgeber und Gründerplattformen in Österreich entstehen. Das "Global Incubator Network" wird auch heimische Firmen beim Schritt ins Ausland unterstützten. "Es geht vor allem darum, die Lernkurve der Gründerszene in Österreich zu beschleunigen", sagt der Geschäftsführer des Austria Wirtschaftsservice (AWS) der APA, Bernhard Sagmeister. Das soll vor allem über Kooperationen mit Regionen geschehen, die Vorreiter im Transfer von Wissen und über ein gutes "Ökosystem" für Unternehmensgründungen verfügen. Umgekehrt möchte man auch im Entstehen befindlichen Firmen aus dem Ausland den Standort Österreich schmackhaft machen. Das Programm geht auf eine Initiative des Wissenschafts- und des Infrastrukturministeriums zurück.

Zwei Millionen gehen schließlich an die Komplexitätsforschung, ein Thema das hauptsächlich die Med-Uni Wien dank einer Forschergruppe um den Physiker Stefan Thurner und das Austrian Institute of Technology (AIT) besetzt haben, dessen Aufsichtsratsvorsitzender auch Hannes Androsch ist. Zuletzt wurde auf Initiative des AIT und anderer Protagonisten der Forschungsszene ein Complexity-Science-Hub gegründet, um dem Thema in Österreich mehr Gewicht zu geben. Für alle drei Fördertöpfe – Infrastruktur, Start-ups und Complexity – soll es einen Wettbewerb geben. (pi, APA, 30.9.2015)